In wenigen Wochen findet der erste Gerichtsprozess mit dem Unternehmer Oswald Berger statt. Aber nicht, dass der Ottobeurer Ingenieur etwas ausgefressen hätte. Berger sitzt auf einem Richterstuhl. Denn der 48-Jährige ist jetzt vom Memminger Landgericht zum ehrenamtlichen Handelsrichter ernannt worden.
Als solcher ist er mit einem anderen Ehrenamtlichen und einem Berufsrichter für Handelsverfahren zuständig. Da geht es beispielsweise um Streitigkeiten zwischen Kaufleuten. Dabei bringt er sein wirtschaftliches Wissen ein, denn Berger ist geschäftsführender Gesellschafter der "Alois Berger GmbH - High-Tech-Zerspanung" in Memmingen. Dass sich der 48-Jährige die dunkle Richterrobe überstreifen darf, hat er zwei anderen Handelsrichtern zu verdanken. Sie hielten den Ingenieur für den Posten geeignet und schlugen ihn bei der Industrie- und Handelskammer vor. Die wiederum brachte ihn beim Landgericht ins Gespräch. Gesucht wurde ein Nachfolger für Emil Geis, der Ende Mai unerwartet starb. Im Gegensatz zu Schöffen urteilen Handelsrichter nicht als Laien, sondern aufgrund ihrer beruflichen Qualifikation als sachkundige Richter, also als sogenannte Fachrichter. Sie werden für die Dauer von fünf Jahren ernannt.
Berger ist neugierig und interessiert an seiner neuen Aufgabe, die ihn im Abstand von etwa acht Wochen zu Verfahren in den Gerichtssaal bringen wird. Dabei wird nicht nur die Justiz von seinen unternehmerischen Fähigkeiten profitieren, wie Landgerichtspräsident Professor Dr. Karl Thiere betont, der von einer gegenseitigen Befruchtung spricht. Sondern auch Berger werde aus den Gerichtsprozessen Erfahrungen mit in den Arbeitsalltag nehmen. Dabei muss der Ingenieur für seine neue Aufgabe aber "nix Juristisches lernen", so Thiere.