Sie krabbeln auf süßem Kuchen herum, schwirren häufig scharenweise durch den Garten und sind vor allem: nervig. Wespen können einem die Freude am Sommer ganz schnell nehmen. Vor allem dann, wenn man gestochen wird.
Für einen Allergiker kann das sogar lebensbedrohlich sein, sagt Dr. Karl Stuhler (48), der seit 1999 als hausärztlicher Internist niedergelassen ist und zusammen mit seinem Kollegen Dr. Harald Müller eine Praxis in Grünenbach betreibt. Wie gefährlich ist ein Wespenstich für einen normalen Menschen?
Dr. Karl Stuhler: Ein Stich ist schmerzhaft, aber in der Regel, für Menschen, die auf Wespengift nicht allergisch reagieren, nicht gefährlich, es sei denn, der Stich erfolgt im Mund-Rachen-Bereich. Durch die Schwellung kann es hier zu einer Verlegung der Atemwege kommen.
Was passiert bei einem Wespenstich?
Stuhler: Eine Wespe sticht, weil sie sich wehren will. Sie sondert dabei ein Gift ab, welches Enzyme und Eiweiße enthält, die am Einstichort zur Freisetzung von Entzündungsstoffen führt. Dadurch kommt es am Ort des Einstichs zu einer vermehrten Durchblutung. Es entsteht eine lokale Schwellung, Brennen und Juckreiz.
Welche Risikogruppen gibt es?
Stuhler: Vor allem Menschen, die allergisch auf Wespengift reagieren, das sind rund fünf Prozent der Bevölkerung. Eine Allergie bedeutet eine überschießende Reaktion des Immunsystems auf einen vom Körper als fremd erkannten Stoff, in diesem Fall auf das Gift der Wespe. Eine allergische Reaktion auf einen Wespenstisch ist nicht auf den Ort des Einstichs begrenzt, sondern führt zu Reaktionen am ganzen Körper. An der gesamten Haut kann es zur Bildung von zahlreichen Quaddeln kommen, wie wenn man Brennesseln berührt. Gefürchtet ist vor allem die Schwellung des Gesichts und des Rachens, weil es hier zu einer Verlegung der Atemwege kommen kann. Auch können Allergiker einen Kreislaufschock erleiden, der ebenfalls lebensbedrohlich sein kann.
Welche Sofortmaßnahmen sind empfehlenswert?
Stuhler: Kühlen. Dazu eignen sich Kühlpackungen, Eis aus der Gefriertuhe oder aber auch einfach kaltes Wasser. Kühlen hemmt die Erweiterung der Gefäße und lindert die Schwellung und den Schmerz. In der Apotheke gibt es außerdem entzündungshemmende Gels, die zu empfehlen sind. Menschen, bei denen eine Allergie gegen Wespen- oder Bienengift bekannt ist, sollten immer ein Notfallset, welches mehrere Medikamente beinhaltet, mit sich führen. Eine möglichst schnelle Eigenbehandlung kann für Allergiker lebensrettend sein.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Stuhler: Wenn man in der Vergangenheit schon einmal allergisch auf einen Wespenstich reagiert hat, sollte man immer so schnell wie möglich zum Arzt, auch wenn nach dem aktuellen Stich noch keine allergische Reaktion erkennbar ist. Denn man weiß nie, wann diese eintritt und wie schwer sie verläuft. Wir hatten beispielsweise einmal eine Patientin, die noch zu unserer Praxis geradelt ist und dann sehr schnell einen schweren Kreislaufschock erlitt. Als Allergiker sollte man außerdem - wie schon gesagt - immer ein Notfallset bei sich haben.
Und als Nicht-Allergiker?
Stuhler: Bei einem Stich in den Mund sollte man ebenfalls sofort zum Arzt. Ebenso wenn man von mehreren Wespen gleichzeitig gestochen wurde und bei Auftreten von Symptomen wie Schwindel, Atemnot, Schüttelfrost oder Unwohlsein.
Wie häufig kommt jemand in ihre Praxis, der von einer Wespe gestochen worden ist?
Stuhler: Das ist von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Obwohl es heuer wieder vermehrt Wespen gibt, hatten wir bisher in unserer Praxis relativ wenig Patienten, die wegen Wespenstichen zu uns kamen.