Zwischen 150 und 200 Besucher hat der Feldtag der Versuchsstation für Obstbau in die Anlage in Schlachters gelockt. Was den Leiter der Station, Christian Knaus, ebenso freute wie Professor Dr. Sebastian Peisl, Leiter der Staatlichen Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan. Martin Nüberlin, Vorsitzende der Erzeugergemeinschaft Lindauer Obstbauern, bedankte sich angesichts der Probleme der Obstbauern durch Feuerbrand und Hagel für die Unterstützung von politischer Seite.
Christian Knaus ging auf die Versuche zur Feuerbrandbekämpfung ein. Streptomycin sei weiterhin das wirkungsvollste Mittel gegen Feuerbrand. Problem: die Bewilligung für den Einsatz des Antibiotikums läuft heuer aus. Alternativprodukte zur Bekämpfung der Infektionskrankheit wie Calciumformiat (Wirkungsgrad 76 Prozent) oder das Hefeprodukt Blossom Protect (knapp 87 Prozent) blieben unter diesem Wert, so Knaus. Dass heuer der Befall mit Feuerbrand trotz Gegenmaßnahmen relativ hoch war, rechnete Knaus der Tatsache zu, dass bei der Behandlung nicht alle Blüten offen waren.
Der Schorfinfektionsversuch unter Folientunnel sei diesmal dem starken Frost im Februar zum Opfer gefallen – bei den Containerbäumen habe es einen Totalausfall gegeben. Riesenverluste wegen der langen Frostperiode habe es auch bei der Sorte Fuji gegeben, so Knaus.
Carmen Joseph stellte Versuchsergebnisse im Rahmen des Interreg IV-Projekts zum Vergleich von Produktionssystemen vor: Die Ertragsleistung beim biologischen Anbau war laut Joseph 'etwas geringer', es gab prozentual weniger Klasse 1-Früchte als bei der Integrierten Produktion (IP). Auch der Feuerbrandbefall war größer als bei der IP. Man habe beschlossen, bei den befallenen Pflanzen einen Sanierungsversuch zu starten, so Joseph.
Pomologe Hans-Thomas Bosch, der das Leader-Projekt zur Erhaltung alter Kernobstsorten betreut, informierte über den Sortenerhaltungsgarten der Versuchsstation in Schlachters. 'Ziel ist es, die alte Vielfalt für die Zukunft zu erhalten', sagte Bosch. Vitale Sorten sollten vermehrt verbreitet werden. Berücksichtigt werden müsse hier auch der Aspekt der Feuerbrand-Anfälligkeit.
Dr. Heidrun Vogt vom Julius-Kühn-Institut in Dossenheim nahm sich des Themas Kirschessigfliege an. Ursprünglich im asiatischen Raum beheimatet, sei sie 2008 erstmals in Kalifornien und Spanien aufgetaucht. Seitdem verbreite sie sich rasch in Europa, sei auch auf Versuchsfeldern in Bayern gefunden worden.
Vogt nannte die 'Drosophila suzukii', die im Gegensatz zu heimischen Arten zur Eiablage auch intakte Früchte anbohren kann, 'die neue Bedrohung für den Obst- und Weinbau'.
'Markt ist aufnahmefähig'
Die Marktsituation schilderte der Helmut Willauer von der BaWa. Er ging auf die Rekordernte an Äpfeln im letzten Jahr ein. Es seien 85 Tonnen über die BayWa vermarktet worden, der erwartete 'relativ gute Markt' sei allerdings erst spät in die Gänge gekommen. In seinem Ausblick zeigte sich Willauer zuversichtlich. Im Industrieobstbereich – 'nach wie vor das Netz, das uns nach unten auffängt' – sei der Markt sehr aufnahmefähig.
Man könne wohl mit stabilen Preisen rechnen.
Zum weit gespannten Bogen an Informationen durch Fachleute gehörten auf dem Feldtag auch der aktuelle Stand der Apfelwicklersaison, mechanische Schnitte mit Vorführung, Demonstration des Luftprüfstandes der Marktgemeinschaft Bodensee und die Vorstellung der Informationsplattform 'Obstbau Weinbau Technik'.
Wie sehr der Feuerbrand Obstbauanlagen zusetzt, konnten die Besucher des Feldtags in Schlachters vor Ort feststellen. Foto: Maria Luise Stübner