'Trompete und Orgel in Vollendung': Was Bernhard Kratzer und Paul Theis für ihr Neujahrskonzert in der Oberstdorfer Pfarrkirche St. Johannes Baptist angekündigt hatten, war wahrlich keine Übertreibung. Wer einmal in den Hörgenuss dieses bestens aufeinander eingestimmten Duos gekommen ist, der wird auch noch lange nach dem Heimweg von deren sanften Klangwelten und imposanten Tongebilden schwärmen. Das Duo Kratzer/Theis ist dabei keine unbekannte Größe für Oberstdorfer Kirchenkonzertbesucher. Eine lange Tradition verbindet inzwischen den Solotrompeter beim Staatsorchester Stuttgart, den freischaffenden Organisten, Dirigenten und Oratoriensänger sowie die Pfarrkirche.
Bereits zum 15. Mal haben die beiden Musiker zum festlichen Neujahrskonzert geladen und mit meisterhaften Orgelkompositionen und versiert gespieltem Trompetenklang einen zauberhaften musikalischen Glanz verbreitet.
Paul Theis versteht es bestens, der voluminösen Kirchenorgel sowohl schwere, mächtige Akkorde, als auch feinfühligste und filigranste Melodien zu entlocken.
Er besticht dabei durch eine ganz eigene Art der Interpretation der Kompositionen und entwickelt somit einen homogenen Reigen, der sich nicht nur im Solospiel, sondern auch in der Begleiterrolle in der großen Akustik des Gotteshauses zur vollen Pracht entfaltet.
Vor allem in der packenden Darbietung von Alois Claussmanns Pastorale (op. 33/5) zeigt sich diese bestechende Mischung. Leise, schwebende Tonreihen deuten schlafende Hirten auf dem Felde an. Doch schon bald werden diese von Sturmböen, herannahenden Gewittern und Donnergrollen geweckt. Tiefe, dunkle, düstere Klangwelten beherrschen nun die Kirche, stürmische Läufe lassen die Finger geradezu über die Tasten fliegen. Aggressive Akkorde geben Einblicke in ungewohnte Facetten des Kircheninstruments, bis sich im Schlussteil die Idylle wieder einstellt.
Bernhard Kratzer ist ein Meister auf der Trompete. Er besticht durch einen glasklaren Klang und eine differenzierte, virtuos ausgefeilte Dynamikvariation, die den Werken erst die besondere Würze verleiht. Dabei stellt er sich im gekonnten Zusammenspiel mit der Orgel nie aufdringlich in den Vordergrund, sondern geht vielmehr einen harmonischen Dialog ein.
Die einzelnen Solopassagen in den Kadenzen bereichern das Gesamtbild mit einem wahren Trompetengesang, wobei die verspielten Triller und Verzierungen stets sowohl von Detailgenauigkeit als auch von solider und vor allem sicherer Ansatztechnik zeugen. Hier hakt nichts, hier fällt kein falscher Ton.
Kratzer und Theis: Zwei Namen, die man sich nicht nur merken sollte, sondern die definitiv ein Markenzeichen für festliche Konzerte auf höchstem Niveau sind. Hoffentlich bleibt die eingespielte Tradition der Neujahrskonzerte dieses ausgezeichneten Musikerduos in Oberstdorf noch lange erhalten.