Ein kleiner Raum mit Käfigen, aus denen Knopfaugen herausblicken. Winzige Pfötchen strecken sich durch die Gitterstäbe. Auf den ersten Blick wirken die Katzenbabies gesund, doch der Schein trügt. Die meisten Katzen, die in letzter Zeit ins Immenstädter Tierheim gebracht worden sind, seien nur noch Haut und Knochen und litten unter zahlreichen Krankheiten, erklärt Tierheimleiterin Iris Thalhofer. Flohbefall, Katzenschnupfen und Würmer - um nur einige zu nennen.
Der Grund für das Elend sei der Rückgang der Kastrationen, sowohl bei Tieren, die in privaten Haushalten leben, als auch vor allem auf Bauernhöfen. 'Den meisten geht es ums Geld und darum, sich nicht um die Vierbeiner kümmern zu wollen', sagt Thalhofer. 'Die Katzen verwahrlosen somit zusehends.' Dabei schaffen es die Katzenmütter oft nicht, sich selbst und die Kätzchen ausreichend zu versorgen. Oder aber, der unerwünschte Nachwuchs wird einfach ausgesetzt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass mehr Jungtiere im Tierheim sind.
Um diese zunehmenden Probleme zu verhindern, seien Kastrationen ein Muss. 'Katzen sind bereits nach knapp einem halben Jahr geschlechtsreif und durch den immer wärmeren Frühling können sie oft drei Mal im Jahr bis zu sechs Junge werfen', erzählt Thalhofer. Am besten sei eine Kastration vor der Geschlechtsreife. Der Aberglaube, dass Katzen einmal Junge gehabt haben müssen, bevor man sie sterilisieren könne, oder dass sie anschließend keine Mäuse mehr fingen, sei falsch.
Im nächsten Zimmer tollen drei etwas ältere 'Tiger' auf Kratzbäumen herum. 'Denen geht es dank unserer Fürsorge wieder ganz gut'. Doch dafür seien Antibiotika und Medizin notwendig. Mittel, die viel Geld kosten. Bis zu 10 000 Euro an Unterhalt seien allein notwendig, um die Tiere ausreichend versorgen zu können.
'Das zehrt an unseren Reserven', stellt Thalhofer fest. Die Schutzgebühr von 40 Euro, die bei einer Vermittlung der Tiere erhoben wird, decke nicht einmal die Hälfte der Unkosten.
Doch auch die Vermittlung sei nicht leicht. Das Angebot, selbst an kleinen Kätzchen, sei im Vergleich zur Nachfrage viel zu hoch. Ausgewachsene verwilderte Katzen hätten es noch viel schwerer. Sie ließen sich nicht mehr zähmen und seien so für ein Leben unter Menschen ungeeignet. Tierschutzorganisationen machen auf die Katzenschwemme aufmerksam. Die Besitzer müssten ihre Katzen kastrieren, um das Elend zu beenden. 'Leider nimmt die Zahl solcher Aktionen und auch von kostenlosen Kastration immer mehr ab. Schuld ist das fehlende Geld', beklagt Thalhofer.
Auch das Tierheim Immenstadt versucht, den Leuten mit Zuschüssen zu helfen. Die Kosten für eine Kastration belaufen sich auf 60 bis 100 Euro.
Das Oberstdorfer Tierheim versuche vor allem, die große Anzahl an Miezen auf Bauernhöfen durch Kastrationen zu verringern, erzählt Martin Buschor vom Tierheim Oberstdorf. 'Bei uns ist die Situation im Moment eher ruhig, aber dennoch versuchen wir, möglichst viele Besitzer davon zu überzeugen, ihre Vierbeiner kastrieren zu lassen', so Buschor. Sonst werde die Zahl der wilden Katzen auch hier ansteigen.
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