Wer vor der Entscheidung zwischen Leberkäs und roten Strapsen steht oder damit liebäugelt, sollte nach Gestratz ins Theater gehen. Bei der beifallgeschwängerten Premiere in der rappelvollen Argenhalle gab es auf jeden Fall Anschauungsunterricht, wie es laufen kann, wenn alles nicht mehr so recht läuft.
Was tun, wenn Männlein und Weiblein sich über Ehen auslassen, die auch schon mal aufregender waren? Auf der sehr schön ausgestatteten Bühne hatte man die Geschlechter fein säuberlich getrennt und in zwei separate Bühnenbilder verfrachtet. Links im Esszimmer der Bundschuhs durften die drei Freunde Friedhelm, Gottfried und Josef über ihre Angetrauten jammern. Waren sie damit fertig, motzten rechts im Wohnzimmer der Pfeifers die Frauen.
Wer nicht dran war, verfiel im Halbdunkel in Reglosigkeit und Schweigen. Ein feiner Einfall zur Gestaltung der Szenenwechsel in einem an witzigen Dialogen reichen Stück, das allen Akteuren der Theatergruppe Gestratz reichlich Gelegenheit bot, ihr komödiantisches Talent auszuleben.
Keine guten Manieren
Der Gestratzer Schultes Johannes Buhmann schlüpfte in die Rolle des pedantischen Finanzbeamten Friedhelm Bundschuh, dessen ganz spezielle Form der Altersvorsorge nur noch von seiner Ehefrau Margarete (Ingrid Beutelspacher) getoppt wurde. Freund und Gärtnereibesitzer Gottfried Busch (Jürgen Schneider) fehlten zwar die guten Manieren, dafür hatte er eine Hedwig (Steffi Buhmann), die die Primelpreise nach oben schraubte. Der Dritte im Bunde war Bauunternehmer Josef Pfeifer (Marc Buhmann), gesegnet mit Aufträgen und blonder Ehefrau Gertrud (Eva-Maria Kirchmann).
Die Damen träumten von Florian Silbereisen, während sie sich von Friseuse Emilie Meister (Pia Buhmann) die Haare auf Vordermann bringen ließen. Die Herren träumten von Leberkäs und einer wilden Party wie in alten Zeiten. Nachdem sie sicher waren, ihre Frauen in ein Wellness-Wochenende geschickt zu haben, war der Augenblick der Wahrheit gekommen. Zusammen mit Bundschuhs Chef Dr. Dr. Müller-Tiefensee (Franz Peter Seidl) tauchten die nicht mehr ganz Taufrischen ein in die wilden 70er. In Sex and Drugs (nicht wirklich) and Rock’n’Roll, soweit die Bandscheiben trugen. In Rüschenhemd und Schlaghosen. Die Gitarre malträtierend zu Deep-Purple-Klassikern wie 'Smoke on the water'.
Das Publikum war bei dieser Szene jedenfalls hin und weg. Und sollten Punk-Enkel, Gothics oder Hip-Hopper unter den Zuschauern gewesen sein, sind sie sicher vor Neid erblasst, wenn sie gesehen haben, wie Opa mal herumgelaufen ist. Ein weiterer Höhepunkt des Dreiakters stand nach einer Umbaupause bevor. Schließlich brauchte es ja noch die Strapse aus dem Titel des Theaterstücks. Und die hingen in Bregenz im 'Kakadu', wo Carmen Esperanza (Lisa Seigerschmidt), die fetzige Spanierin hinter der Bartheke, schon auf Gäste wartete. In Blues-Brothers-Optik trafen hier die auf Table-Dance hoffenden Männer ein. Sprachlich als Italiener getarnt, umgarnten sie, was ihnen an weiblichen Reizen über den Weg lief.
Oberflott herausgeputzt
Zahlen- und gefühlsmäßig passend waren das vier oberflott herausgeputzte Damen. Wie das fröhliche Balzen ausging wird nicht verraten. Nur soviel, dass ein österreichischer Polizist (Thomas Reich) hier seine Hand im Spiel hatte. Und am Ende der Vorstellung die Zuschauer gar nicht mehr aufhören wollten mit Klatschen.
Die nächsten Aufführungen von 'Leberkäs und rote Straps' sind am Freitag, 13. April, 20 Uhr, Samstag, 14. April, 14 und 20 Uhr, Sonntag 15. April, 19 Uhr, Freitag, 20. April, 20 Uhr und Samstag, 21. April, 20 Uhr in der Gestratzer Argenhalle zu sehen. Aufgrund der großen Nachfrage hängt die Theatergruppe sogar noch ein Nachspiel dran: Das findet am Sonntag, 22. April, um 19 Uhr statt. Der Erlös aus den Vorstellungen ist heuer für das neue Feuerwehrhaus Gestratz bestimmt.