Der Schäffler als solcher ist ja grundsätzlich nicht wasserscheu. Das beweist schon seine Nähe zum neun Grad kalten Bodensee: Die im See errichtete Bühne am Nonnenhorner Ufer bebt unter der Choreographie der tanzenden Männer.
Wenn das Wasser jedoch von oben kommt, wonach es während der Hauptaufführung am Sonntagnachmittag bedrohlich aussieht, kriegt er schlechte Laune, der Schäffler. Aber wer jeweils sieben Jahre warten muss, um nach gestrenger Tradition die Figuren, Schleifen und Kronen endlich öffentlich tanzen zu dürfen - und dafür zuvor noch monatelang probt - der pfeift auf das Wetter. Genauso wie die Zuschauer, deren gute Laune schon da ist, bevor die ersten Gläser des erfrischenden Müller-Thurgaus des neuen Jahrgangs 2011 getrunken sind. Zwischen 2500 und 3000 Augenpaare sind auf die tanzenden Schäffler gerichtet. Und die machen in der Tat eine fabelhafte Figur: Die Tanzschritte sitzen, der Musikverein Nonnenhorn vertont das Spektakel fehlerfrei. Zwar wirken die Tanzfolgen ein bisschen steif und förmlich, aber das gehört zur alten Tradition und ist durchaus Absicht.
Auf der Ehrentribüne drängen sich indes Bürgermeister, Landtagsabgeordnete und sogar Schönheitspäpste. Die Stimmung könnte prächtiger nicht sein, auch wenn inzwischen der Himmel von Grau in Schwarz übergegangen ist. Aber es bleibt trocken. Früher sind die Schäffler zur Fasnetszeit aufgetreten, und da kann es schon mal richtig klirren. Aus Pappe sind sie also wirklich nicht, diese Schäffler.
Als der mehr als 90 Minuten lange Tanzreigen schließlich mit der sogenannten großen Krone endet, drängen sich die Menschen dann doch gerne in das beheizte Zelt. Warum aber funktioniert so ein altes Brauchtum noch immer in Nonnenhorn? Siegfried Lanz, alter Schäffler-Hase, kennt die Antwort: 'Es gibt keine alte Nonnenhorner Familie, in denen es keine Schäffler gibt.'
Tausende Gäste verfolgen das Spektakel, dessen Mittelpunkt festgelegte Tanzfolgen sind. Der Musikverein Nonnenhorn liefert das musikalische Fundament für die Darbietungen.
Fröhliche Akrobatik lockert die Schau auf. Fotos: Wolfgang Schneider