Kurz hinter Bad Grönenbach macht die A7 in Richtung Süden einen leichten Schlenker nach links und nimmt noch eine Kuppe. Kurzer Tritt aufs Gas und - die Berge! Alpenpanorama satt, so weit der Blick reicht.
Einheimische gönnen sich an dieser Stelle gern mal einen gefühlsduseligen Moment: Berge sehen heißt zu Hause sein. Tausende Urlauber hingegen, auf dem Weg etwa nach Italien, Österreich oder der Schweiz, entscheiden hier: Pause. Rechts raus. Das Allgäuer Tor, letzte Raststätte vor der Grenze. Es sind vor allem zwei Bedürfnisse, denen die Autofahrer nachgeben: einem leeren Tank oder einer vollen Blase. Wer im Tankshop zahlt, kann nebenbei allerlei Nützliches oder auch weniger Notwendiges erstehen. Kartenmaterial der Oberitalienischen Seen, Hörbücher (>), Allgäu-Postkarten mit Kühen oder Deutschland-Mützen. Absoluter Verkaufsschlager: der Energiedrink Red Bull. Wie viele Autos denn an einem Super-Reise-Wochenende so in etwa hier tanken? >, sagt der Kassierer. Genauer weiß er das nicht. Eine Nachfrage bei der Betreibergesellschaft > ergibt: Über die Zahl der Autos, die Tag für Tag hier Station machen, werde keine Statistik geführt.
Wer muss, muss. Auch an diesem Vormittag. Eine kleine Schlange drängt sich vor dem Drehkreuz, das den Eingang zum WC erst nach Einwurf von 70 Cent freigibt. Einzelnen ist ihr Bedürfnis offenbar nicht so viel wert. >, empört sich ein Älterer lauthals. Der Toilettenmann putzt ungerührt die Pissoirs.
Hauptsaison von Juni bis August
Stefanie Weis ist seit sechs Jahren Pächterin der Autobahnraststätte, zu der neben der Tankstelle auch ein Restaurant mit Terrasse gehört. Die 37-Jährige ist in dem Metier groß geworden: ihre Eltern betreiben seit 28 Jahren die Rastanlage auf der anderen Seite der Autobahn, in Richtung Norden. Hauptsaison ist von Ende Juni bis Mitte August. Stefanie Weis sagt:
>> Zum Beispiel sind nicht wenige, die hier rasten, ein wenig vergesslich. Schlüssel, Geldbörsen, Stofftiere, Mützen bleiben häufig liegen. Vor ein paar Jahren vergaß eine Reisegruppe doch glatt ein neunjähriges Mädchen. Mit dem weinenden Kind und Blaulicht musste die Polizei dann dem Bus hinterher fahren.
Mittagszeit. Gerade ist ein Reisebus angekommen. Da hilft die Chefin auch mal im Restaurant aus. Fisch, Fleisch oder Pasta werden unter anderem angeboten. Doch wenn der Hunger zwischendurch kommt, verlangen die Reisenden am allerliebsten nach einem Klassiker: Currywurst. Und Kaffee. >, sagt Stefanie Weis. Wenn richtig viel los ist - zu Ferienbeginn etwa - gehen an einem Wochenende 1500 Tassen über den Tresen. Und wie sind die Gäste denn so gelaunt? >, sagt Weis.
So wie für Familie Berkefeldt aus Holland. Sie sind seit dem Vortag unterwegs. Jetzt frühstücken die fünf vor ihrem Wohnmobil auf dem Parkplatz. Es gibt Toast, Kaffee und Orangensaft. Etappenziel für heute: die italienische Grenze. Ganz so weit haben es Caroline Krämer und Pascal Simon nicht mehr. Das Paar aus dem Saarland will für vier Tage nach Imst (Tirol), zum Mountain-Biken und Canyoning. Ein Geschenk zu seinem 30. Geburtstag. Auch sie haben die Kuppe genommen auf der A7. Und was gedacht? > Nicht nur Einheimische werden also gefühlsduselig an der Stelle Allgäuer Tor, letzte Raststätte vor der Grenze.