Er ist eine Grenzbrücke mit Vergangenheit: der 'Locher Steg', der den Sigmarszeller Ortsteil Egghalden mit Bad Diezlings (Hörbranz) verbindet. Jetzt wird die Brücke über die Leiblach von der Vorarlberger Marktgemeinde Hörbranz erneuert. Während der Bauarbeiten bis voraussichtlich 13. Juli ist der Übergang gesperrt.
Seinen Namen hat der Steg der unterhalb Bad Diezlings gelegenen Parzelle 'Im Loch' zu verdanken, wie in einem Bericht des Hörbranzer Gemeindearchivars Willi Rupp zu lesen ist. Und es ist nicht das erste Mal, dass diese Brücke ein neues Gesicht erhält. Sigmarszells Bürgermeister Walter Matzner weiß aus Protokollen zu berichten, dass 1879 ein früherer Holz- durch einen eisernen Bogensteg ersetzt wurde.
Polizeiliche Vorschriften
Zu den oberpolizeilichen Vorschriften habe gehört, dass zur Sicherheit und Bequemlichkeit der Benutzer das gleichzeitige Betreten der Brücke durch mehr als zehn Personen unter Strafe gestellt wurde, so Matzner. Gleich 60 Mark wären hier bei Zuwiderhandlung fällig geworden. Um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen, habe man eine Tafel errichtet.
Und damit niemand sie mutwillig beschädigen oder beseitigen konnte, seien auch noch Wachen aufgestellt worden, amüsiert sich der Gemeindechef über den Nachdruck, mit dem damals auf die Einhaltung der Ordnung geschaut wurde.
Der in die Jahre gekommene Steg wurde dann 1911 durch eine Betonbogenbrücke mit 17,5 Metern Spannweite und einer Breite von 3,80 Metern ersetzt, die auch von Fuhrwerken befahren werden konnte. Bauen ließ sie der Diezlinger Gastwirt Johann Füssinger. Hörbranz wie auch Vorarlberg hatten für das Bauwerk keinen öffentlichen Nutzen gesehen, sondern nur Vorteile für Einzelne. Bayerischerseits war das Vorhaben begrüßt worden, wobei sich der Bösenreutiner Gemeinderat wiederum dagegen ausgesprochen hatte.
Badbesitzer Füssinger ließ jedenfalls bei der Einweihung der mit Flaggen und Kränzen geschmückten Brücke ein großes Fest steigen, bei dem der Musikverein Hörbranz aufspielte und ein Toast auf Kaiser Franz Josef ausgebracht wurde.
Überhaupt war das Gasthaus 'Bad Diezlings' ein sehr beliebter Anlaufpunkt für Gäste auch von deutscher Seite. Der im Sigmarszeller Ortsteil Thumen lebende Schriftsteller Norbert Jacques hat 1920 in der von ihm geschätzten Schenke in zwanzig Tagen seinen Erfolgsroman 'Dr. Mabuse, der Spieler' geschrieben. Der Freund guten Weins feierte auch in den Jahren danach wahre Trinkgelage - in der Gewissheit, dass Stute Fanuschka ihn im Gig sicher über die Brücke nach Hause bringen würde.
Brücke 1945 gesprengt
1945, kurz vor dem Einmarsch der Franzosen, wurde die Brücke dann gesprengt. Ihr Nachfolger war der heutige 'Locher Steg', der Fußgängern, Radfahrern und Reitern ermöglicht, von einer Seite der Leiblach auf die andere zu kommen.
Die neue Stahlbrücke, die ihn ersetzen wird, ist 2,50 Meter breit und hat eine lichte Weite von 16,25 Metern. Die Gemeinde Sigmarszell beteiligt sich mit 10 000 Euro an dem Hörbranzer Projekt (Gesamtkosten 152 000 Euro, davon 80 000 Euro für die Brücke), das über das Rad- und Wanderwegeprogramm des Landes Vorarlberg bezuschusst wird. Weil das neue Bauwerk höher als das bestehende wird, war von Sigmarszeller Seite aus auch eine Verlegung des Egghalderbachs erforderlich.