'Hat Kempten eigentlich eine städtische Galerie?' Diese Frage tauchte im Rahmen der Eröffnung der 'Belichtet' - Ausstellung des Berufsverbands Bildender Künstler (BBK) im Hofgartensaal der Residenz in Gesprächen mit den aus ganz Bayern angereisten ausstellenden Künstlern auf.
Und diese Frage führte schnurstracks auch zu der immer noch offenen Diskussion um die zukünftige Museumslandschaft in Kempten. Trotz Kunstgewölbe, Kunsthalle und Hofgartensaal - eine attraktive und bedeutsame "Städtische Galerie" in der zeitgenössische Kunst in wechselnden Ausstellungen präsentiert wird, hat Kempten nicht. "Stimmt, wir haben keine Kunstgalerie, mit der wir regional und überregional Aufsehen erregen" räumt Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer ein. Würde sich nicht der Marstall, in dem Alpenländische Galerie und Alpinmuseum untergebracht sind, dafür eignen? Um beispielsweise die Kräfte zu bündeln und hier in einer 'Städtischen Galerie' moderne Kunst zu präsentieren und überregionale Akzente zu setzen? Die Kunsthalle, die zwar regelmäßig bespielt wird, ist dafür zu klein und abseits gelegen. Und das Kunstgewölbe ist laut Netzer als Kunstgalerie 'im Bewusstsein der Bevölkerung nicht verankert.' Hier (im Untergeschoss des Allgäu-Museums) sind etwa Werke von Allgäuer Malern des 19. und 20. Jahrhunderts, von Adolf Hengeler, Maximilian Rueß sowie die Kunstpreis-Werke der letzten Jahre untergebracht.
Den Hofgartensaal hält Netzer für die Präsentation zeitgenössischer Kunst für 'sehr gut geeignet'. Pit Kinzer, der für den BBK Schwaben Süd mit Kollegen die 'Belichtet'-Ausstellung einrichtete, sieht dies aber auch kritisch. Problematisch seien etwa das Fehlen eines Depots. Und Thermostate inmitten freier Wandflächen beeinträchtigen die Hängung der Kunstwerke (aktuelles Beispiel: Klaus von Gaffrons zweiteilige Fotoarbeit 'Hutwanderung'). Der OB könnte sich aber auch eine ganzjährige Bespielung des Hofgartensaals vorstellen: 'Eine große Ausstellung von September bis Mai beispielsweise, dann eine kleinere, die von der Festwochenausstellung abgelöst wird.'
Viel hänge auch davon ab, welcher Weg bei der notwendigen Erweiterung der Stadtbibliothek eingeschlagen werde. Neben einer Raumerweiterung (durch Anbau oder Ausbau im Untergrund) wird wie berichtet auch ein Umzug in den Marstall diskutiert. Da das Gebäude sehr groß ist, könnte das Erdgeschoss, in dem derzeit die Alpenländische Galerie untergebracht ist, auch für moderne Kunst genutzt werden. 'Es ist eine offene Diskussion', betont Netzer. Anfang 2012 soll sie abgeschlossen sein.