Wenn wir auch in 20 Jahren so mobil sein wollen wie heute – das ist die Kernaussage einer Fachtagung der Allgäu-SPD in Kaufbeuren – dann muss der Öffentliche Personen-Nahverkehr (OPNV) deutlich aufgewertet werden. Nur mit attraktiven Bus- und Bahnverbindungen und einer bedarfsgerechten Planung von Straßen und Radwegen könne man auf die Probleme der Zukunft reagieren. Eine besondere Herausforderung sahen die Teilnehmer der Tagung in der drohenden Überalterung der Gesellschaft, die auch in Sachen Mobilität und deren Kosten gänzlich neue Fragen aufwerfe. Wie brandaktuell das Thema Mobilität in Zeiten steigender Spritpreise ist, konnte der etwas sperrige Titel der Fachtagung ('Mobilität in Gegenwart und Zukunft im Allgäu - umweltfreundlich - nachhaltig - gerecht') zwar nicht ganz vermitteln, doch die Ergebnisse der vier Arbeitskreise und der (mit zwei Landtags- und einem Bundestagsabgeordneten prominent besetzen) Podiumsdiskussion sprechen für sich: 'Ohne Individualverkehr', betonte Ralf Nahm (SPD-Ortsverein Kaufbeuren und Neugablonz), 'werden wir im ländlichen Raum nicht auskommen'.
Langfristig müsse aber der ÖPNV zu einer gleichrangigen Alternative ausgebaut werden und sein Image durch 'pünktliche, attraktive Busse' und Bahnverbindungen aufwerten.
'Noch viel zu tun'
Gerade im Bahnbereich ist nach Auffassung des Ostallgäuer SPD-Landtagsabgeordneten Dr. Paul Wengert noch viel zu tun: 'Nur 20 Prozent der Zugstationen sind barrierefrei'. Dabei ist auch für Wengert Bahnfahren grundsätzlich 'was ganz Tolles – wenn die Züge pünktlich sind'. Sein Traum: 'Die Menschen sollen in 20 Jahren nicht mehr so aufs Auto angewiesen sein wie heute'. Ob der Bahn allerdings genügen Mittel zur Verfügung stehen werden, bezweifelt nicht nur der SPD-Bundestagsabgeordnete Heinz Paula. Die Chancen für einen attraktiven ÖPNV im Allgäu sind seiner Meinung nach aber nach wie vor gegeben, schon aus Tourismus-Gründen. Wie der Öffentliche Nahverkehr schon heute zukunftsfähig gemacht werden kann, erläuterte der Verkehrsplaner Dr.
Stefan Krampe, dessen Firma 'Trafficon' auch dem Landkreis Unterallgäu bei einer Bedarfsstudie zur Seite stand.
Mit Blick auf Rentner und Geringverdiener forderte Monika Borchert-Bösele für die Zukunft eine Mobilität ein, 'die man sich auch leisten kann'. Gerade in Bezug auf die steigenden Energiepreise müsse man künftig genau überlegen, 'welcher Mix aus Individualverkehr und Öffentlichen Verkehrsmitteln' sich als sozial gerecht und finanzierbar erweise.
Was die Kosten anbelangt, erwartet Dr.
Thomas Beyer (stellvertretender Vorsitzender der bayerischen SPD) von einer Einführung der PKW-Maut für Deutsche Autobahnen 'keine Einnahme-Effekte für den Staat', wenn sie für die deutschen Autofahrer 'kostenneutral' mit Rückvergütungen bei der Kfz-Steuer gestaltet werde.
'Mehr Fußgänger, mehr Radfahrer und mehr E-Mobile' sieht die Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Ostallgäu, Ilona Deckwerth, in 20 Jahren auf den Allgäuer Straßen – und drängt infolgedessen auch auf 'Planungserleichterungen für Radwege' und 'leistungsfähige Verbindungen' bei Bus und Bahn, um die stark veränderten Mobilitätsansprüche zu befriedigen. Die Verkehrsplanung muss ihrer Ansicht nach schon heute mehr dem kommenden Bedarf angepasst werden.
Welche Art von Energie die Mobilität der Zukunft ermöglichen wird, steht für Hans Grapenthin ziemlich fest: 'Strom wird der Energieträger Nummer'. Bei der Stromproduktion selbst stelle sich allerdings nicht nur die Frage nach der Umweltverträglichkeit ('Atomstrom im Öko-Auto'), sondern auch nach der Ethik ('Tank oder Teller') – etwa bei den Biogas-Anlagen in unserer Gegend, die mit Mais gefüttert werden.