Schnupperpilgern? "Ja, vor zwei Jahren waren über 100 Leute dabei, als wir von Bad Grönenbach nach Altusried pilgerten. Mal schauen, wie viele es diesmal sein werden, wenns demnächst von Wiggensbach nach Weitnau geht," sagt Siegfried Bösele.
Er wird die Gruppe wieder leiten. Schließlich ist er Pilgerführer und hat - bisher als Einziger in der Region - eine entsprechende Ausbildung durchlaufen. Nein, Pilgergruppen führt er nicht regelmäßig. Nur auf Anfrage. Vier- oder fünfmal im Jahr. Um Gottes Lohn zeigt der fröhliche Mesner aus Altusried den Pilgern den Weg Richtung Süden, nach Santiago die Compostela. Zwei Pilgerwege, die durchs nördliche Oberallgäu führen, treffen sich in Ermengerst: der Schwäbische und der Münchner Jakobusweg. Sie führen von dort annähernd auf gleicher Route Richtung Bodensee.
Pilgerführer Bösele steigt in Ermengerst die Stufen hinauf zur Kirche >. Das sei eine schöne Kirche zum Heiraten, sagt Bösele. Nicht zu groß. Rund 80 Sitzplätze sind im kleinen Gotteshaus mit seinen alten Fresken. Auf einem roten, breiten Buchdeckel steht > Dutzende von hanschriftlichen Aufzeichnungen sind zu lesen, unter anderem dieser Schlusssatz: >
Wer will, kann sich den Stempel in der Kirche in seinen Pilgerpass drücken, sofern er einen hat. Die Pässe gibt es bei den Jakobusgemeinschaften. Die nächste ist in Augsburg. Rund 1500 solcher Pässe werden dort jährlich ausgegeben. Den ersten Stempel sollte man sich in seiner eigenen Pfarrei holen, sagt Bösele und fügt an: > Man pilgere in der Regel allein oder zu zweit, sei auf sich gestellt. Das sei der große Unterschied zum Wallfahren, das für Gruppen durchorganisiert werde.
Eine christliche Einstellung gehöre auf jeden Fall zum Pilgern. Ziel aller Pilgerwege in Europa sei schließlich das Grab des Heiligen Jakobus im spanischen Santiago die Compostela. Die Hochzeit des Pilgern sei vom 9. bis ins 15. Jahrhundert gewesen. Jetzt erlebe diese > eine Renaissance.
Mit einer Gruppe betet er schon mal den Rosenkranz, sagt Bösele und zieht einen solchen, selbst gemacht und aus einem Stück Flachkupfer, aus seiner Hosentasche. In Kirchen sollte man auf ein > bleiben und vor dem Marterl - ein solches erreichen wir auf dem Weg nach Buchenberg - zieht er den Hut und sagt > Als einsamer Pilger sind dem 70-Jährigen schon manche gute Gedanken gekommen. > Es scheint heute ein Bedürfnis zu geben, zur Ruhe zu kommen, sich selbst (wieder) zu entdecken. > sagt Bösele. Und in Buchhandlungen gebe es mittlerweile ein Riesenangebot an Literatur.
Auch die Faltblätter der Regionalentwicklung Oberallgäu sind begehrt, liegen in Fremdenverkehrsämtern und auch in der Ermengerster Kirche aus. Darin sind unter anderem die Routen im Allgäu beschrieben und pilgerfreundliche Herbergen ausgewiesen.
Und was sollen die Teilnehmer vom Schnupperpilgern am Samstag, 17. September, mit heimnehmen? >
Schnupperpilgern am Samstag, 17. September. Um 7.45 Uhr geht es an der Wiggensbacher Kirche los bis ins rund 20 Kilometer entfernte Weitnau. Veranstalter ist die Regionalentwicklung Oberallgäu, Pilgerführer ist Siegfried Bösele aus Altusried. Weitere Infos unter (08373)29914 Email: