'Als ich heute morgen die Zeitung aufschlug, hat’s mich vom Hocker gehaun', verriet Achim Donner, Vorsitzender des Gartenbauvereins Hergensweiler, bei der Preisverleihung im Maibaum-Wettbewerb, den die Heimatzeitung zusammen mit Meckatzer Löwenbräu zum dritten Mal ausgerichtet hat. Er hatte mit dem dritten Platz gerechnet, 'und dann stand da, wir haben gewonnen.' Die Freude stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Die beiden Vertreter der Landjugend Maierhöfen (2. Platz) und des Trachtenvereins Stiefenhofen (3. Platz) erkannten neidlos das Urteil der Jury an. 'Wenn man das Foto vom Standort zwischen Kirche und Heimathaus sieht, muss man sagen, einen schöneren Platz gibt es gar nicht', bekannte Reinhold Sigel, der erfahrene Stiefenhofener Maibaumwart. Der Trachtenverein pflegt dort seit 1973 das Brauchtum. 'Der dritte Platz ist für uns wie ein Sieg', ergänzte der 2. Vorsitzende Andreas Gerstenecker. Im Gegenzug zollten alle den Männern des Trachtenvereins Respekt und deren technischer Fertigkeit mit der sie den Baum von Hand aufrichten.
Bei der Preisübergabe (100, 50 und 30 Liter Bier oder alkoholfreie Getränke) im Meckatzer Bräustüble meinte Brauereichef Michael Weiß, das Maibaum-Aufstellen sei 'ein Signal für den Zusammenhalt in der Dorfgemeinschaft und für das Engagement der Freiwilligen.' Er finde es 'schön, dass die Heimatzeitung so etwas würdigt'. Da spendiere er gerne die Preise, als 'Anerkennung der Arbeit, die dahinter steckt.'
Eigener Maibaum in Meckatz?
Auf Anregung des ehemaligen Kreisheimatpflegers und -archivars, Werner Dobras, Mitglied der Jury, will sich Weiß Gedanken über einen eigenen Maibaum im nächsten Jahr machen, in Verbindung mit einem Fanclub-Fest, auf dem neuen Platz vor dem Betriebsgebäude, wenn die heimatverbundene Brauerei das 275-Jahr-Jubiläum feiert.
Peter Mittermeier, Leiter der Lokalredaktion, merkte an, den schönsten Maibaum zu küren, sei 'nicht nur ein Wettbewerb', sondern es stecke mehr dahinter: die Heimatzeitung habe sich vorgenommen, das heimische Brauchtum zu fördern; deswegen habe man bewusst mit Werner Dobras einen Kämpfer für den Erhalt des Brauchtums in der Jury.
Michael Weiß fand es lobenswert, dass Dobras den Mut habe, den 'Zeigefinger' gegen missverstandenes Brauchtum zu erheben. Dobras erinnerte an das älteste, nachweisbare Maibaumfest im 13. Jahrhundert in - Aachen. In Bayern gebe es erste Zeugnisse im 16. Jahrhundert, vereinzelt im 19. Jahrhundert und dann wieder flächendeckend seit 1933.
Im und nach dem Weltkrieg sei es still geworden; erst in den Fünfzigerjahren begann man erneut 'eines der letzten, wirklichen Brauchtümer' (Dobras) zu schätzen. 'Ein Dorf ist erst richtig bayrisch, wenn ein Maibaum steht. Darum muss man ihn auch weithin sehen, und sich hin und wieder darunter treffen', stellte der Heimatkundige fest. Zu den Maibaumfesten in Hergensweiler, Maierhöfen und Stiefenhofen 'kommt fast das ganze Dorf', bekundeten die Vereinsvertreter. Im Westallgäu wird das Brauchtum wirklich gelebt. Die Sieger luden Trachtler, Landjugend und die Jury zu einem Maibaum-Fest im Sommer nach Hergensweiler ein.