Der Andrang war unerwartet: Weit mehr als jene 320 Gäste aus dem Landkreis, die sich zum Seniorentag angemeldet hatten, kamen ins Freizeitzentrum Röthenbach. Nach einigem Stühlerücken erlebten sie einen zunächst vor allem informativen, nach dem Mittagessen aber auch unterhaltsamen Tag.
Das Miteinander der Generationen, vor allem aber auch das ehrenamtliche Engagement von oder für Senioren, stellte Stephanie Kriks in den Mittelpunkt ihres Vortrages. Ihr Appell war eindeutig: 'Der demografische Wandel fordert uns heraus'. Doch müsse nicht nur die Politik die Infrastruktur an die sich verändernde Gesellschaft anpassen, die Sozialsysteme verändern und auf den Arbeitsmarkt reagieren. Alle seien zu einem Umdenken aufgefordert, da sich der Staat aus vielen Aufgabenfeldern zurückziehe und die Familie häufig nicht mehr als Netzwerk vorhanden sei. Jeder Einzelne müsse sich fragen, welchen Beitrag er für eine Gesellschaft leisten könne, in der er leben möchte.
Und dafür nannte Stephanie Kriks auch Beispiele. Darunter ein Tauschring, in dem Leistungen wie Autofahrten, Garten- oder Hausarbeit gegen andere Leistungen getauscht werden. Oder eine Arbeitsvermittlung für Rentner, bei der diese ihre Erfahrungen weitergeben. Aber auch einen 'Oma-Opa-Service' stellte die gebürtige Ravensburgerin vor, nicht zuletzt um aufzuzeigen: Die ältere Generation ist durchaus noch gefragt. Denkbar seien auch ein Besuchsservice für ältere Mitbürger oder eine generationenübergreifende Nachbarschaftshilfe. Letztlich allesamt 'Ideen und Projekte, die auf Helfer, Nutzer und Nachahmer warten', so Kriks, damit auch Senioren 'gut leben bei uns im Landkreis' und im Alter Teil der Gesellschaft bleiben. Ein konkretes Beispiel für ein solches Miteinander aus der Region stellte Margret Mader mit dem 'Familiennetz Argental' vor.
Pfarrer Werner Karl Badura hatte zuvor daran erinnert, dass alles im Leben seine Zeit habe. Ein Treffen wie der Seniorentag sei geeignet, Erinnerungen auszutauschen. Oft sei dies mit der Frage verbunden, ob alles in der Vergangenheit Sinn gemacht habe. Doch diese Frage stelle sich nicht, wenn der Mensch das eigene Leben so gestalte, dass es vor Gott bestehen kann. 'Denn er ist das Ziel, er steht über allem', so Badura.
Die Vorsitzende des Kreis-Seniorenbeirates, Anneliese Spangehl, sah im großen Andrang ein Kompliment an die Veranstalter. Sie regte an, an diesem Tag Themen wie Pflegebedürftigkeit, Altersarmut oder die aktuellen Nachrichten zu vergessen. Damit das möglich war, unterhielten unter anderem die Mädchen und Jungen aus dem Röthenbacher Kindergarten St.
Martin, das Senioren-Blasorchester des Landkreises, die Senioren-Gymnastikgrippe des TSV Röthenbach und die 'Drei Tenöre vom Westallgäu' die Besucher. Ganz im Sinne der Aufforderung von Pfarrer Badura: 'Genießen sie diesen Tag in vollen Zügen'.