Droht das Ende des Solarbooms? Ganz so schlimm ist es nicht – doch das Geschäft mit der Photovoltaik könnte unter den geplanten Förderkürzungen der Bundesregierung für neue Anlagen zumindest leiden. Denn die Reform bei der Solarförderung sieht je nach Anlagenart Kürzungen von 20 bis knapp 30 Prozent vor. Zunächst sollten die veränderten Fördersätze bereits ab 9. März gelten, seit gestern ist aber der 1. April als entscheidendes Datum für den Aufbau neuer Elemente vorgesehen. Alte Anlagen sind von der Neuerung nicht betroffen.
'Wir arbeiten tags, nachts und auch am Wochenende, damit zum Stichtag alles installiert ist', berichtet Georg Uhlemayr von 'Uhlemayr Elektro' in Seeg. Zwar seien vereinzelt Aufträge storniert worden. Einen richtigen Einschnitt bringe die Änderung aber nicht. Denn lohnen würden sich die Anlagen nach wie vor, lediglich die Rendite sinke. Es sei aber immer noch wesentlich mehr als aktuelle Bankzinsen.
Auch seien die Module heute so günstig, dass 'man auf einen Großteil der Förderung verzichten kann' und sich die Anlage dennoch bald amortisiere. Uhlemayr und andere Firmenvertreter aus der Ostallgäuer Solarbranche sind zuversichtlich: Fotovoltaik lohne sich auch in Zukunft – gerade bei Wohngebäuden.
Das bestätigt auch die Firma 'Solar Energie Konzept'. 'Die Zukunft sind kleinere Flächen, die Privatleute autark machen. Für die Eigenstromnutzung hat die Neuregelung keine Auswirkungen', erklärt Michael Raunitschke, da der gewonnene Strom ja im eigenen Haus verbraucht werde. Lediglich bei Großanlagen rechnet er mit einem Rückgang. Wie berichtet, arbeiten die Stadt Füssen und andere Kommunen mit der Firma bei der Errichtung von Solaranlagen im Füssener Raum zusammen.
Bei der Stadt blickt man der Förderkürzung gelassen entgegen: Denn die meisten Dächer auf städtischen Liegenschaften seien längst mit Modulen versehen. 'Uns betrifft es auch deshalb nicht, weil wir die Dachflächen verpachtet haben', erklärt Tobias Rösler vom Liegenschaftsamt.
Und die Pacht sei für 20 Jahre festgelegt – unabhängig von den Fördergeldern: So kassierte die Stadt als Abschlag für die ersten fünf Jahre fast 40 000 Euro. Ab 2016 rechnet sie mit jährlich rund 8700 Euro Pacht.
Fleißig in Solarstrom investiert hat auch Lechbruck: Dort wurden unter anderem Lechhalle, Bauhof, Eisstadion und die Schule mit Photovoltaik ausgestattet. Die Gemeinde betreibt die Module im Gegensatz zu Füssen in Eigenregie: Für sie gilt aber Bestandsschutz. 'Wir sind froh, dass wir es damals gemacht haben', freut sich Bürgermeister Helmut Angl. Ob es sich nach dem 1. April auch noch gerechnet hätte, sei ungewiss. Er macht keinen Hehl daraus, dass er von der Kürzung der Fördergelder nichts hält.
'Woher soll Energie kommen?'
Josef Nadler vom Bayerischen Bauernverband denkt, dass die landwirtschaftliche Nachfrage nach Fotovoltaikanlagen bei niedrigeren Fördersätzen stagnieren wird. Das könne aber einen positiven Nebeneffekt für den Flächenverbrauch haben: 'Fotovoltaik-Freiflächen sehen wir nicht besonders positiv.' Denn Acker- oder Grünland sollte zur landwirtschaftlichen Produktion dienen. Durch die 'Stromwirtschaft' am Boden würden die Flächen indes insgesamt immer teurer. Man müsse die Politik zudem fragen, wo die Energie für die Energiewende herkommen soll, wenn auch neue Anlagen auf Dächern unrentabel würden.