Marc Spieler gibt gern die Rampensau. Das hat er erst an Weihnachten wieder beim Lindauer Songcontest bewiesen, wo er als Frontman von Los Pantalones Muertos den Club Vaudeville rockte. Das Projekt aber, das der 25-jährige Maria-Thanner seit ein paar Monaten gemeinsam mit dem Vorarlberger Harald Geiger alias DJ Vendero entwickelt, ist eine Nummer größer – und noch einen Tick schärfer. 'Let’s have sax on the dancefloor', so das zwar doppeldeutige, aber exakt treffende Motto. Anders ausgedrückt: Der leidenschaftliche Saxofonist Marc Spieler (Künstlername MSP) spielt live zur elektronischen Musik von DJ Vendero – und bringt damit Säle zum Kochen.
Es ist der Reiz des Ungewohnten, so glaubt Spieler, der die musik- und partybegeisterten Menschen anspricht, wenn sie das Projekt MSP & DJ Vendero hören. Da legen sich über einen synthetischen, beat-betonten Klangteppich, den der DJ ausrollt, die vom Saxofonisten erzeugten lebendigen und beweglichen Linien. Einer berechnend im Rhythmus des Herzschlags digital erzeugten, treibenden Maschinen-Musik setzt das Instrument sinnliche und spontan entstehende Klangmuster entgegen. Dass die Kombination des scheinbar Gegensätzlichen funktioniert, haben Spieler und Geiger bei Großevents bestätigt bekommen.
Sowohl die Ballgäste in Bezau (Bregenzerwald) als auch die Partygäste in Erding gingen voll ab, als sich Saxofon und House zu einer neuartigen Show trafen, die mit Multimedia-Effekten aufgemotzt ist.
Neben super Musik wollen die beiden ihrem Publikum bestes Entertainment bieten. Ihre 30-minütigen Showeinlagen sind entsprechend konzipiert: mit einem Video-Intro, Schnipseln aus der Glitzerkanone, einer Wolke weißer Luftballons und einem nach unten fallenden Vorhang. Wenn Marc Spieler dann noch die Bühne verlässt, über Tische und Theken steigt, dann ist er voll in seinem Element. ' Das wollen die Leute', sagt er. Und: 'Da gehe ich voll aus mir raus. Das taugt mir.'
Was sich so ganz nach Ausgelassenheit und Feiern anhört, ist freilich ernsthaft und mit viel Aufwand entwickelt worden. Der 24-jährige, erfahrene DJ Harald Geiger, der hauptberuflich bei einer Bank in Hörbranz arbeitet, schlug dem Saxofonisten Marc Spieler erstmal 150 Titel aus seinem Repertoire vor. Spieler teilte sie in verschiedene Kategorien ein, von 'sax-bar' bis 'nicht sax-bar'. Aus diesem Grundstock stellen sie ihre Show zusammen. Sie ist genauestens durchgesprochen. 'Die ersten drei Tracks macht Harry alleine', so Spieler, 'dann komme ich.'
Seine Sequenzen spielt der Musiker er keineswegs so einfach aus dem Bauch heraus. Vor allem der erste Ton muss exakt sitzen – füllt er doch dank des Trichtermikrofons die ganze Halle aus. Er weiß genau, bei welchem Stück er welche Figuren entwickeln kann. Jedes vom DJ ausgelegte Klangmuster erlaubt dem Instrumentalisten andere Tonkunststücke. 'Das ist höchste Konzentration', erläutert der versierte Musiker, der im Alter von zehn Jahren mit dem Saxofonspiel begann, einige Jahre von Michael Schwärzler unterrichtet wurde und dann sein 'eigener Lehrer' war.
Spieler studiert im dritten Semester Multimedia und Kommunikation an der Hochschule Ansbach. Mit Harald Geiger hat er schon ganze Tage im Studio verbracht, um an der Show zu feilen. Ansonsten tauschen sie neue Ideen in Skype-Konferenzen aus. Spieler schwebt vor, aus seinem Hobby einen Beruf zu machen. Die Hochschule biete ihm ideale Möglichkeiten, seine Kreativität auszuleben, sagt er. 3D, Audio, Video, Animation: All diese Lehrinhalte wendet der Student beim Projekt 'Let’s have sax on the dancefloor' bereits an.
Nächste Woche wollen DJ Vendero und MSP die Westallgäuer davon überzeugen, dass 'Saxophone meets House' der Knaller ist. Beim Schneeflockenfest am 6. Januar treten sie in der Festhalle Maria-Thann auf – in dem Dorf, wo Marc Spieler jahrelang Blasmusik gemacht hat.