Von hier oben geht der Blick bei gutem Wetter auf den Säntis, durch das Rheintal bis nach Vaduz. Die neue Kantine von Rose Plastic bietet von der Dachterrasse Aussicht pur. Mit ihrem Bau ist 'ein Traum in Erfüllung gegangen', sagt Firmenchef Peter Rösler. Bei einem Brunch für die beteiligten Baufirmen hat das Hergensweilerer Unternehmen, Spezialist für Verpackungen aus Kunststoff, einen Neubau mit Produktionsflächen, Seminarräumen und Kantine vorgestellt.
Eigentlich hätte die neue Kantine schon zwei Jahre früher fertig sein sollen. Doch es kam die Krise 2009 dazwischen. Das einzige Jahr der Geschichte, in dem das Unternehmen nicht gewachsen ist. Von dem damaligen Einbruch der Weltkonjunktur hat sich Rose Plastic schnell erholt. 85 Millionen Euro Umsatz peilt die Firma heuer an, im Jahr 2015 sollen es deutlich über 100 Millionen sein. Der Bau ist diesem Wachstum geschuldet. Rund 5200 Quadratmeter Fläche sind auf drei Ebenen entstanden. Es findet sich eine neue Produktionshalle, eine Trafostation, ein großer feuersicherer Safe für die Maschinenwerkzeuge. Und auf der dritten Etage Seminarräume. Die Krönung des Ganzen ist die 420 Quadratmeter große Kantine und die fast doppelt so große Dachterrasse, samt Schirmbar. Rund vier Millionen Euro hat das Unternehmen alles in allem investiert.
Eigenen Koch angestellt
Die Kantine ist bewusst im obersten Geschoss untergebracht. Sie schwebt als Ort der Erholung und des Austausches zwischen den Mitarbeitern quasi über dem Tagesgeschäft. Schnell hat sie sich wie von Peter Rösler gewünscht zu dem Treffpunkt im Unternehmen entwickelt. 'Die Leute kommen zum Frühstück her, sie kommen zum Mittagessen', sagt der Firmenchef.
In der Gastroküche steht ein Rose-eigenes Küchenteam mit Philipp Mennel an der Spitze. Er hat zuvor acht Jahre lang im Schlosshotel in Langenargen gekocht. Mennel bereitet jeden Tag drei verschiedene Gerichte frisch zu. Die Zutaten kauft er selber ein. 'Uns war es wichtig, mit eigenen Mitarbeitern zu kochen', sagt Rösler. 'Schmackhaft und gesund', beschreibt er das Essen.
In den vergangenen Jahren ist Rose Plastic immer wieder als Arbeitgeber ausgezeichnet worden. Zur Firmenphilosophie gehört Gruppenarbeit mit viel Verantwortung für den Einzelnen, aber auch eine Atmosphäre, in der sich die Mitarbeiter wohlfühlen. Seit zwölf Jahren gibt es ein Fitnessstudio, jetzt eine neue Kantine, zudem überlegt sich Peter Rösler auch zusammen mit der Gemeinde etwas in Sachen Kindergarten zu unternehmen. 'Ich muss Leute aus Düsseldorf, Hamburg oder Bremen einen Anreiz geben hierherzukommen', nennt er den Grund für das Bündel an nicht alltäglichen Maßnahmen.
Die Rose, wie Rösler, das Unternehmen gern nennt, kümmert sich um den Standort Hergensweiler, sie treibt parallel aber seit Jahren erfolgreich ihre Internationalisierung voran. Mittlerweile gehören weltweit 12 Firmen zum Unternehmen. Unter anderem ist Rose Plastic in den USA, China, Brasilien, Südkorea, Spanien und Italien mit eigenen Niederlassungen oder Werken vertreten. 'Wir haben die Firmen nicht gegründet, um billig zu produzieren, sondern um uns die Märkte zu erschließen', sagt Peter Rösler. Bei der Feier mit den am Bau beteiligten Handwerkern legte er denn auch ein Bekenntnis zum Standort Westallgäu ab. 'Hergensweiler wird immer der größte und wichtigste Betrieb bleiben, das Herzstück', sagte er unter dem Beifall der Gäste.
Das hörte auch Landrat Elmar Stegmann gern. 'Sie haben mit der Investition Mut, Weitblick und Optimismus bewiesen', so der Kreischef zu Peter Rösler. Der Landkreis habe was Arbeitslosigkeit und Zahl der Hartz-IV-Empfänger angehe bundesweit mit die niedrigsten Quoten. 'Das', so Stegmann, 'ist ein Verdienst der hier ansässigen Unternehmen'. Das Landratsamt sehe sich als deren Partner, unter anderem wenn es darum gehe, Baugenehmigungen zügig zu bearbeiten. Gut möglich, dass Rose Plastic das irgendwann wieder braucht. 'Wir haben etliche Produkte in der Pipeline, kündigt Peter Rösler an. Unter anderem will das Unternehmen Verpackungen für Medizintechnik auf den Markt bringen und stärker im Osten Europas in Erscheinung treten.
Schleißlich soll die Rose noch lange weiter wachsen.