Der schnaubende Torro bleibt im Stall, die Kastagnetten haben Ruh: Spanische Musik geht auch ohne Olé! Obwohl, oder gerade weil der Gitarrist mit Stolz den (angeheirateten) spanischen Namen Tristao Adao trägt und einer Spanierin ganz besonders gewogen ist.
Roger Zimmermann – so der Geburtsname – taucht mit seinen Zuhörern im Oberstaufner Färberhaus unspektakulär, doch lustvoll ein in die Geschichte der berühmten Gitarrenwerke, erklärt deren Herkunft aus traditionellen, lokalen Tanzweisen auf, deckt die Inspiration auf, die Isaac Albéniz beispielsweise aus der stark rhythmisierten Volksmusik geschöpft hat.
Erfrischend folklorefrei und gleichwohl alles andere als lehrerhaft. Kurz bleibt der Blick hinter die Kulissen der Kompositionskunst, fast nüchtern, stets geradlinig, sorgfältig wie detailreich sind Adaos Interpretationen.
Gleichwohl, oder gerade deswegen, ein besonderes Erlebnis: Gitarrenmusik, die feinste Strukturen lebendig macht, Klang und Dynamik natürlich auf dem Instrument und in den Raum schwingen lässt, die Raffinesse der Tonsätze durchhörbar macht, den durchaus auch zarten rhythmischen Grundmustern Freiheit und Dynamik zur Entfaltung gibt.
Kunstgenuss dank Reduktion, beinahe schon durch Abstraktion. Roger Tristao Adao glänzt mit Kompetenz und Könnerschaft, die Werk und Kammermusikinstrument Gitarre dienen. In einem Programm, das trotz Beschränkung auf die Tonsetzer Albéniz, Sanz und Tarrega und Verzicht auf Pause spannend ist, selbst die jungen Gäste durchgehend fesselt.
Ein wunderbarer Gitarrenabend!