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Rettungskräfte klagen über immer mehr Angriffe am Einsatzort

Gewalt

Rettungskräfte klagen über immer mehr Angriffe am Einsatzort

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    Rettungskräfte klagen über immer mehr Angriffe am Einsatzort
    Rettungskräfte klagen über immer mehr Angriffe am Einsatzort Foto: Malteser

    Sie wollen helfen und werden dabei selbst zu Opfern: Rettungskräfte, die am Einsatzort angegriffen und verletzt werden. Vor allem in Großstädten hat die Zahl der Übergriffe auf Helfer zugenommen. Aber auch die Memminger Johanniter sprechen von einem 'steigenden Aggressionspotenzial'. Vereinzelt fahren Rettungskräfte deswegen ihre Einsätze mit Stichschutzweste. Das örtliche Rote Kreuz vermerkt "keine signifikanten Vorfälle", bei denen Notärzte oder Rettungsassistenten angegriffen worden wären. Allerdings bestätigt Rettungsdienstleiter Thomas Pfaus: "Die Gewalt nimmt zu - aber zum Glück nicht uns gegenüber."

    Markus Adler organisiert den Rettungsdienst der Johanniter in Memmingen und Kempten. Jüngst sei es zweimal vorgekommen, dass alkoholisierte Jugendliche Helfer angegriffen hätten. 'Subjektiv betrachtet werden die Übergriffe mehr', schätzt der Johanniter. 'Gerade an den Wochenenden, wenn vermehrt Alkohol im Spiel ist.' Aber nicht nur Bier, Wein und Wodka seien schuld, wenn die Situation am Einsatzort eskaliert: 'Vielleicht liegt es auch an der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung.'

    Spezielles Training

    Um vom Helfer in Not nicht zum Opfer zu werden, werden Adlers Mitarbeiter in speziellen Seminaren geschult. Hier lernen sie, Angriffe abzuwehren oder es erst gar nicht so weit kommen zu lassen: 'Das sind sogenannte Deeskalationstrainings, bei denen Rettungskräfte auf brenzlige Situationen vorbereitet werden.'

    Auf dem Lehrplan: Wie nehme ich die Aggression aus einer Situation, indem ich in ruhiger, aber bestimmter Tonlage spreche ? Oder: So rette ich mich mit wenigen Handgriffen aus einer Gefahr. 'Bei Einsätzen sollten die Helfer auch ein Auge darauf haben, wo sich die Türen befinden, um im Falle des Falles schnell aus einer Wohnung zu kommen', sagt Adler.

    Ist vor Ort bereits ein gewisses Aggressionspotenzial vorhanden, wird Notärzten, Sanitätern und Assistenten geraten, auf die Polizei zu warten. 'Hier muss man natürlich abwägen', unterstreicht Adler: 'Wie dringend ist die Rettungsmaßnahme und wie groß ist die Gefahr, die von gewissen Personen ausgeht?' Aber sowohl Adler als auch dessen Kollege Pfaus vom Roten Kreuz betonen: 'Der Eigenschutz geht immer vor.'

    Zu Schlägereien fährt das Memminger Rote Kreuz aus Sicherheitsgründen generell 'nie alleine, sondern immer mit der Polizei', erklärt Pfaus.

    Mit Stichschutzweste oder Pfefferspray ist aber kein Rot-Kreuzler ausgerüstet: 'Ein Pfefferspray kann kontraproduktiv sein und dazu führen, dass die Situation eskaliert statt deeskaliert.' Aber nicht nur Rettungskräfte werden im Einsatz beschimpft, bespuckt, getreten und verletzt. Auch das aggressive Verhalten gegenüber Polizisten hat zugenommen, wie der Chef der Polizeiinspektion, Eberhard Bethke, auf MZ-Nachfrage bestätigt: 'Die Hemmschwelle, die Polizei anzugreifen, ist gesunken. Allein der Umstand, dass Polizeibeamte vor Ort sind, führt teilweise schon zu aggressivem Handeln.'

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