Michael Steiner, Generalsekretär im Deutschen Motorsport-bund, ist es gewohnt, zügig zu handeln. Also nutzte er spontan eine kleine Betriebsbesichtigung bei der Firma "Held" in Burgberg und bat eine Mitarbeiterin, ihm doch eine offene Naht an seinem Handschuh zu schließen. Kaum gesagt, wars schon getan. Steiner zählte zu den 210 Teilnehmern der "10. Internationalen Freundschaftsfahrt" der Motorsportgruppe des Deutschen Bundestages, die nach einer Tour durch Schweiz und Österreich am Schlusstag bei der Burgberger Firma für "Biker Fashion" eine Mittagspause im hellen Sonnenschein einlegte (wir berichteten kurz).
"In Berlin hats noch geregnet", freute sich Frank Radloff über das perfekte Ausflugs-Wetter. Der 48-jährige Niedersachse arbeitet in der Verwaltung des Deutschen Bundestages und ist Obmann der Motorsportgruppe. Die gibt es seit dem Hauptstadt-Umzug 1999, als sich motorsportbegeisterte Parlamentarier auf ihre Maschinen schwangen, um sie von Bonn nach Berlin zu bringen. "Wir wollen andere Parlamente, aber auch die Bevölkerung und die Kultur kennen lernen", begründet Radloff die inzwischen traditionellen Freundschaftsfahrten. Heuer wurden die Kollegen in Bern besucht, bevor es über jede Menge Schweizer Pässe nach Bregenz und dann über den Riedbergpass nach Burgberg ging.
180 Motorräder von der BMW bis zur Moto Guzzi bevölkerten nach und nach am Sonntagmittag den Innenhof des Familienunternehmens in der Ortsmitte. Bierbänke luden zum Verschnaufen ein, zu den flotten Klängen der Musikkapelle Burgberg wurden stärkende Brotzeiten serviert. Und natürlich ließ sich kein "Motorradler" die Gelegenheit entgehen, den "Helden" bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen. Sie konnten sich eigenen und staunenden Auges unter anderem davon überzeugen, dass ein einziges Paar Rennhandschuhe aus 156 Einzelteilen besteht. Prominentester Besucher: Dr. Hermann-Otto Solms, Vizepräsident des Deutschen Bundestages.
Der 68-jährige Biker fährt seit 50 Jahren Motorrad ("im Alter nicht mehr so riskant") und schwärmt von der "Bewegung und der Freiheit" auf den zwei schnellen Reifen. Vor allem schätzt er die Konzentration: "Da kann man an nichts anderes mehr denken."
Das Allgäu kennt Solms noch gut aus den 1960er Jahren, als er in Lindau bei der Bundeswehr war. Fast wie zu Hause fühlt sich der dreimalige Rennboot-Weltmeister Manfred Loth, denn seine Frau stammt aus Lindenberg. Als Allgäu-Fan outete sich auch der Oberpfälzer CSU-Europaabgeordnete Albert Deß, der seit zwölf Jahren - wieder - Motorrad fährt.
Unter die Fahrer hatte sich auch Erhard Held (63) gemischt, der mit seinem Bruder Edgar (56) die Geschäfte des von den Eltern ererbten Betriebes führt (ausführlicher Bericht folgt). Die Firma ist Mitglied im "Industrieverband Motorrad", der wiederum mit der Motorsportgruppe des Bundestages die Touren ausarbeitet. Heuer lag Burgberg auf der Route. Edgar Held, der im Gegensatz zu seinem älteren Bruder lieber Fahrrad fährt: "Es ist eine Ehre für uns."