Seit 2007 hat Benjamin Moser einen klingenden Namen in der Pianisten-Szene. Damals wurde er Preisträger beim Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerb. Seither ist er ein gefragter Solist.
Nun ist der 31-Jährige, der aus einer Musikerfamilie stammt und in Krailling bei München lebt, in Kempten zu Gast. Beim Herbstkonzert in der Klassikbox am 18. November spielt er mit den Münchner Symphonikern das Erste Klavierkonzert von Tschaikowsky. Wir sprachen mit Moser darüber, wie der Erfolg sein Leben verändert.
Herr Moser, was gibt Ihnen der russische Romantiker Tschaikowsky?
Moser: Ich habe seine Musik schon als Kind geliebt, und die Liebe ist seither nicht weniger geworden. Es ist sehr emotionale Musik.
Liegt Ihnen das romantische Repertoire mehr als das klassische oder barocke?
Moser: Ich liebe romantische Musik sehr. Aber ich spiele auch gerne Klassik, also Schubert, Beethoven, Mozart oder Haydn. Ich habe mich noch nicht auf eine Musikrichtung oder Epoche spezialisiert. Ich liebe alles – und nicht das eine mehr und das andere weniger. Es gibt so wunderbare Aspekte in jeder Epoche.
Sie stammen aus einer hochmusikalischen Familie, und Ihr Bruder Johannes gehört inzwischen zu den herausragenden Cellisten der jüngeren Generation. Ist es Segen oder Fluch, in einer solchen Umgebung aufzuwachsen?
Moser: Das ist für mich ein großer Segen gewesen, weil ich sehen konnte, wie es funktioniert, als klassischer Musiker seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Das ist ja sonst sehr abstrakt und kaum vorstellbar. Es gab nie einen Druck von Seiten meiner Eltern. Sie unterstützten und motivierten meinen Bruder und mich. Es war also nie eine Belastung, in solch einem Haushalt zu leben.
Ihre Pianisten-Karriere nimmt seit einigen Jahren Fahrt auf. Wie wichtig ist – bei all ihrem Talent und Können – das Glück?
Moser: Glück spielt immer eine Rolle. Zumal bei Wettbewerben. Sie sind ja leider ganz wichtig geworden bei der Karrierebildung, weil man fast nur so Aufmerksamkeit bei Managern und Veranstaltern bekommt. Es gehört immer Glück dazu, ob die Jury einen mag, ob man sein Bestes abrufen kann. Aber das Glück ist auch mit dem Tüchtigen – weil man sehr viel arbeiten muss, um überhaupt bei Wettbewerben bestehen zu können, Erfolg zu haben in Konzerten und gute Zeitungsartikel zu bekommen. Viel zu arbeiten ist unerlässlich und fördert das Glück.
Wie sehr hat sich Ihr Leben durch den Erfolg verändert?
Moser: Ich bin viel unterwegs und sehe Orte, die ich sonst nicht kennen lernen würde. Das ist schön. Andererseits verbringe ich sehr viel Zeit alleine mit dem Instrument, um das Repertoire zu ergründen. Aber ich versuche, den Tag nicht damit vollzupflastern, sondern Zeit zu haben für meine Hobbys, für meine Freunde, für meine Freundin. Ich möchte auch ein normales Leben führen. Sonst wär das kein Spaß mehr.
Wie lange üben Sie pro Tag?
Moser: Ich versuche, vier bis fünf Stunden zu üben – sofern ich nicht andere Dinge zu erledigen habe.
Und Sie haben auch Zeit für Hobbys?
Moser: Ich möchte regelmäßig Sport machen, ich lese gern, ich verbringe gern Zeit mit Freunden, ich spiele gern Schach. Ich höre natürlich auch gern Musik. Nicht nur Klassik, sondern auch Weltmusik oder Jazz.
Interview: Klaus-Peter Mayr
Karten für das Konzert am Sonntag, 18. November (19 Uhr), bei unserer Zeitung, Telefon 0831/206 55 55.