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Peter Rist aus Maierhöfen: Vom Großstadt-Bürgermeister zum Schlagersänger

Interview

Peter Rist aus Maierhöfen: Vom Großstadt-Bürgermeister zum Schlagersänger

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    Peter Rist aus Maierhöfen: Vom Großstadt-Bürgermeister zum Schlagersänger
    Peter Rist aus Maierhöfen: Vom Großstadt-Bürgermeister zum Schlagersänger Foto: Veranstalter

    Als Bürgermeister ist Peter Rist für die Finanzen der Stadt Reutlingen verantwortlich. Jetzt kehrt der dreifache Familienvater der Politik den Rücken und startet eine Karriere als Schlagermusiker und Unterhalter. Rist gibt nächste Woche ein Konzert in seiner Heimat Maierhöfen, tags darauf in Missen. Im Gespräch mit Peter Mittermeier erklärt der 42-Jährige, warum er künftig lieber Schlager komponiert als den 325-Millionen–Haushalt der Stadt Reutlingen zu überwachen.

    Wie wird man vom Finanzbürgermeister zum Schlagermusiker?

    Peter Rist: Bei uns zuhause war Musik allgegenwärtig. Wir haben ein Wirtshaus. Da gab’s an allen Tagen außer mittwochs Unterhaltung – Musik, Tanzen, Schuhplatteln. Das hat mein Leben geprägt. Ich habe mehrere Instrumente gelernt, war bei den Iberglern im Trachtenverein, in der Blasmusik, dem Schulchor. Wer mich ein bisschen kennt, weiß: Die Musik steckt in mir drin.

    Die meisten Profimusiker starten ihre Karriere in jüngeren Jahren. Sie nicht, warum?

    Rist: Ich wollte einst Musik studieren. Mein Vater hatte mir eine Posaune bezuschusst, eine King 4B, mit das Beste was es damals gab, obwohl wir nie viel Geld hatten. Ein Musikstudium hätte aber keiner bezahlen können. Der andere Grund: Ich bin kein Theoretiker, sondern viel lieber bei den Leuten.

    Warum kam der Sprung gerade jetzt?

    Rist: Es gibt ein Schlüsselerlebnis, den 40. Geburtstag meiner Frau. Ich habe für sie immer Gedichte und Lieder geschrieben. Zum 40. sollte es aber etwas Besonderes sein. Das Lied habe ich Hermann Weindorf geschickt, damit er es arrangiert. Er kommt aus Isny und ist eine echte Größe in der Volksmusik-Szene. Herrschaft, Peter, du kannst ja singen, hat er gesagt und mich ermutigt, mehr aus meinem Gesangstalent zu machen.

    Und auch die Gäste waren begeistert. Das Lied hat sie berührt. Es sind Tränen geflossen, nicht nur bei meiner Frau.

    Als Bürgermeister genießen Sie einen guten Ruf. Sie müssten nicht um ihre Wiederwahl durch den Gemeinderat 2013 bangen, heißt es. Sie verzichten also auf ein sicheres Gehalt, auf Pensionsansprüche. Warum?

    Rist: Klar, als Großstadt-Bürgermeister verdiene ich nicht schlecht und es gibt ein finanzielles Risiko. Es geht mit aber nicht darum, Millionen anzuhäufen. Der persönliche Gewinn ist viel größer. Ich singe gern von Freiheit. 'Willkommen im Leben – Unendlich frei' heißt mein Album. Für diese Freiheit, für dieses Leben habe ich mich entschieden.

    Wie haben denn ihre Kollegen reagiert?

    Rist: Die Entscheidung hat anfangs nicht jeder gleich verstanden. Meine beiden Bürgermeisterkollegen waren schon etwas geschockt.

    Und Oberbürgermeisterin Bosch?

    Rist: Sie hat es wohl immer ein bisschen geahnt. In Reutlingen ist meine Liebe zur Volksmusik bekannt. Singend habe ich den Weihnachtsmarkt oder das Weindorf eröffnet. Für die baden-württembergischen Heimattage habe ich mit Stadträten eine Gruppe zusammengestellt. Als uns 2010 im Haushalt 30 Millionen Euro weggebrochen sind, haben wir uns zwei Tage lang auf Klausur eingeschlossen. Da habe ich zwischendurch Gstanzl gesungen. Und noch vieles mehr dergleichen.

    Sie sollen als Kind drei Berufswünsche gehabt haben: Pfarrer, Bürgermeister und Musiker.

    Rist (lacht): Ja, das stimmt. Ich war Ministrant und Oberministrant in Maierhöfen, jetzt bin ich Bürgermeister und werde Musiker. Eins verbindet alle drei Berufe: Empathie, also das Gefühl für Menschen und die Fähigkeit, auf sie einzugehen. Das brauchst du als Pfarrer, du brauchst es als Bürgermeister und du brauchst es als Musiker.

    Schlagersänger werden oft belächelt. Kritikern fehlt es an Ernsthaftigkeit. Stört Sie das?

    Rist: Ich kenne solche Fragen, sie stören mich nicht. Ich will den Leuten Freude machen. Und das betreibe ich mit ganzer Ernsthaftigkeit. Mir ist es wichtig, dass die Menschen glücklicher sind, wenn sie von einem Konzert nach Hause gehen oder unsere Wirtschaft verlassen. Darum geht es - ums Glücklichsein. Und damit um den Sinn des Lebens.

    Viele Menschen setzen Schlager heute mit Trinkliedern gleich. Warum geht es in Ihren Stücken?

    Rist: Ich mag kein Partygegröle. Meine Lieder sollen eingängig und niveauvoll sein. Sie handeln vom Leben und der Freiheit, von der Natur, von Liebe und Freundschaft, vom Menschsein.

    Konzert: Peter Rist tritt auf am 11. Mai, 20 Uhr im Ibergzentrum Maierhöfen. Andrea Lerpscher (Missen) und das Bodensee-Quintett begleiten ihn. In Missen ist er am 12. Mai, 20, Uhr im Schäffler-Saal zu hören. Karten unter (0 83 83) 9 80 40 und (0 83 20) 456.

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