Mit dem Milchpreis von rund 36 Cent pro Liter sind viele der gut 1800 Landwirte in Kempten und dem Oberallgäu derzeit zufrieden. Allerdings macht ihnen ein steigender Pachtpreis fürs Grünland zu schaffen. Von bis zu 400 Euro pro Hektar jährlich ist die Rede. "Das kann bei manchem Betrieb ganz schön ins Geld gehen," sagt auch Erich Krug, Leiter der Geschäftsstelle des Bayerischen Bauernverbands (BBV) in Kempten. Die Preise steigen, weil die Flächen knapper werden.
Krug kritisiert, dass täglich in Bayern über 20 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche verschwinden, weil sie als Bauland oder als ökologischer Ausgleich der Kommunen genutzt werden und regt an, lieber alte Gebäude abzureißen und diese Flächen für Neubauten zu nutzen. Nach Auskunft des Kemptener Bauordnungsamts wurden vergangenes Jahr in Kempten 14,1 Hektar Ausgleichsfläche festgesetzt, über zwei Drittel davon für die geplante Nordspange.
Manches Grünfutter lande aber auch in Biogasanlagen. Ein Problem, das viele Landwirte vor Ort sehen, das aber in der Region (in Kempten und im Oberallgäu gibt es acht Biogasanlagen) nicht das große Thema sein dürfte.
Um manche Fläche werde gerungen und der Preis so nach oben getrieben, weiß Landwirt Markus Enderle aus Heiligkreuz. Der 29-Jährige betreibt einen Bio-Milchviehbetrieb mit 75 Kühen und muss rund 50 Prozent seiner benötigten Fläche von insgesamt rund 50 Hektar pachten. Hintergrund: Der Betrieb ist stark gewachsen. Es gibt heute zwar insgesamt in Kempten und im Oberallgäu weniger Bauernhöfe als vor 20 Jahren, aber die Anzahl der Kühe dort ist gestiegen. Und weil die Bauern pro Kuh eine bestimmte Fläche zur Verfügung stellen müssen, sind sie gezwungen, Grünland dazu zu pachten.
Bauernhof gepachtet
Normalerweise fragen die Bauern deshalb bei ihren Nachbarn an. Aber es gibt auch Betriebe, die so viel Fläche brauchen, dass sie auf Nachbar-Landkreise ausweichen müssen. Von 'Monsterbetrieben' sprechen Oberallgäuer Bauern, die durchschnittlich 30 bis 40 Stück Vieh im Stall haben, wenn sie an die beiden Großbauern in Bad Grönenbach mit je 1000 Kühen denken.
Die Grönenbacher brauchen für ihr Vieh viel Futter, haben, so ist von Landwirten zu hören, deshalb unter anderem einen ganzen Bauernhof in Kempten/Lenzfried gepachtet und dazu noch Flächen im nördlichen Oberallgäu.
'Die Fläche für die Bauern ist begrenzt, wird sogar täglich weniger, das ist künftig das Problem der Bauern,' sagt Kemptens BBV-Geschäftsführer Krug und fordert gesetzliche Neuregelungen.