1997 feierten die Bürger der Gemeinde Pforzen ein bedeutendes Ereignis, meint Bürgermeister Hermann Heiß. Es war die 1100-Jahr-Feier des Ortes. 'Schon die Jahreszahl unterstreicht, dass die Gemeinde eine in Geschichte und Gegenwart stabile Grundform der Gesellschaft war und ist', so Altbürgermeister Maximilian Haug. Und wie gefragt die Pforzener Flur schon immer war, beweisen die kontinuierlichen archäologischen Funde.
So wurden 2006 mehrere Hügelgräber aus der Bronzezeit in Pforzen gefunden, die wahrscheinlich Zeugnis für die älteste südlichste Besiedelung der Region sind. Und 2010 ergaben Grabungen, dass der Ortsteil Leinau bereits im siebten Jahrhundert bewohnt wurde. Weitere Funde bei Pforzen datieren aus der Steinzeit, doch nach wie vor gilt eine kaiserliche Urkunde von 897 als erster Beleg der Gemeinde. Deren Platz ist auch begehrt, da er an einem Fluss liegt, weshalb es in Pforzen nicht nur seit mindestens sieben Jahrhunderten eine Mühle, sondern auch einen Triebwerkskanal gibt – an dem heute noch ein großes Mühlenmuseum steht. Durch einen solchen Kanal wurde der Ortsteil Hammerschmiede mit einer Schmiede erschlossen. Dort war obendrein ein Kohlebergwerk – das allerdings nur minderwertige Kohle lieferte.
Daneben gehören zu der Gemeinde seit der Gebietsreform 1972 die beiden Orte Ingenried und Irpisried. Doch der begehrte Platz des Hauptortes an der Wertach hat auch seinen Preis: Zwar ist die Gemeinde verkehrstechnisch sehr gut erschlossen, aber inzwischen fordern immer mehr Bürger eine Umgehungsstraße, da täglich rund 10 000 Fahrzeuge durch Pforzen rollen. 'Das Thema Umgehungsstraße beschäftigt Pforzen sicherlich schon 20 Jahre. Wir hoffen durch ein gemeinsames Antreiben von Bevölkerung und Gemeinde endlich eine Lösung zeitnah herbeizuführen', berichtet Bürgermeister Heiß.
Umgekehrt führte die schnelle Anbindung an große Straßen zu mehr Gewerbeansiedlungen, darunter größere Unternehmen wie das Bayerische Wertstoffzentrum (BWZ), das kürzlich brannte. 'Der Großbrand hat in der Bevölkerung und den Nachbarkommunen natürlich wieder große Besorgnis ausgelöst', räumt der Bürgermeister ein. Doch die Gemeinde versuche ebenso wie das Unternehmen eine 'öffentlichkeitsnahe Aufarbeitung'. Dennoch werde 'es schwierig, alle Ängste und Bedenken auszuräumen'. Andererseits sieht Heiß bei der Gewerbeentwicklung und der Verkehrsverbesserung 'eine positive Entwicklung. Hier könnten 2012 bereits wichtige Entscheidungen fallen'.
Dabei ist die Gemeinde wie viele andere auch noch von landwirtschaftlichen Flächen umgeben – deren Größe ist zwar seit Jahrzehnten nur unwesentlich kleiner geworden (2007: 1327 Hektar), aber die Zahl der Landwirte hat stark abgenommen.
Dagegen sei die Gemeinde mit ihrer Infrastruktur gut aufgestellt: Handwerk, Handel und Gastronomie sind am Ort, Rathaus (Pforzen ist auch Sitz einer Verwaltungsgemeinschaft mit Irsee und Rieden), Grundschule, Kindergarten und Krippe wurden saniert. 'Die Einrichtungen erfüllen alle notwendigen und nachgefragten Anforderungen', meint Heiß. Bald werden Pforzen und Rieden an das Wassernetz der Stadt Kaufbeuren angeschlossen, um die Versorgung zu sichern. 'Hierzu werden 2012 die entscheidenden Beschlüsse gefasst', so Heiß.
Für den 'Ur-Pforzener' ist die Gemeinde auf jeden Fall lebenswert: 'Pforzen nutzt den Charme der vorhandenen Natur mit Wertach, Auwäldern, Mühlbach, Ingenrieder Weiher sowie seiner Kirchen, Kapellen und des Burgenstadls sowie der Radwege in alle Richtungen. Auch ein reges Vereinsleben mit vielen Veranstaltungen ist ein großes Plus für die Kommune.'
Die Allgäuer Zeitung beschäftigt sich in dieser Woche intensiv mit der Gemeinde Pforzen. Dabei freuen wir uns über alle Anregungen unserer dortigen Leserinnen und Leser. Haben Sie Themenvorschläge oder möchten Sie mit einem Redakteur über Ihre Anliegen sprechen? Rufen Sie uns einfach an oder schreiben uns eine E-Mail. Sie erreichen uns unter der Telefonnummer 08341/8096-46 und per Mail unter: redaktion.kaufbeuren@azv.de
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