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Orgelkonzert in Kaufbeuren - Iveta Apkalna interpretiert Stücke von Bach bis Escaich erfrischend anders

Orgelsommer

Orgelkonzert in Kaufbeuren - Iveta Apkalna interpretiert Stücke von Bach bis Escaich erfrischend anders

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    Orgelkonzert in Kaufbeuren - Iveta Apkalna interpretiert Stücke von Bach bis Escaich erfrischend anders
    Orgelkonzert in Kaufbeuren - Iveta Apkalna interpretiert Stücke von Bach bis Escaich erfrischend anders Foto: Harald Langer (Harald Langer)

    Altehrwürdiges und Zeitgenössisches zu kombinieren, das hat schon so manches Konzertprogramm reizvoll gemacht. Auch beim Auftritt von Iveta Apkalna beim Internationalen Orgelsommer Kaufbeuren waren Stücke von Bach, Saint-Saens, Glass und Escaich Garanten für einen spannungsreichen Abend in der Stadtpfarrkirche St. Martin. Doch die lettische Organistin verstand es, die so unterschiedlichen Kompositionen nicht nur technisch perfekt zu präsentieren, sondern auch interpretatorisch zu einem eigenständigen, stimmigen Ganzen zu vereinen. Obwohl die 35-Jährige musikalisch bereits mit allen Wassern gewaschen ist, wirkte ihr Spiel auch an der großen Crescentia-Orgel frisch und unverbraucht. Sie hat keine überirdisch-vergeistigten Allüren und auch keine poppig-provokativen Auftritte wie viele ihrer jungen 'Klassik-Star'-Kollegen nötig. Ihr moderner Orgelstil spricht für sich selbst.

    So startete Apkalna mit Johann Sebastian Bachs Präludium und Fuge in Es-Dur (BWV 552) in den Abend. Selbstbewusst, in flottem Tempo und lockerem Duktus brachte sie das Stück zu Gehör. Im weiteren Verlauf des Konzertes kehrte Bach dann mit Präludium und Fuge in G-Dur (BWV 541) wieder.

    Und wie zu Beginn erfreute die lebendige Interpretation, die von Respekt vor den Tugenden des Altmeisters zeugte, aber wohltuend wenig ergriffene Ehrfurcht ausstrahlte. Auch bei Camille Saint-Saens’ 'Danse macabre' versuchte Apkalna erst gar nicht, eine sinfonisch mäßigende Fassade zu schaffen, sondern ließ beim schon fast Jahrmarkt-Assoziationen weckenden, rasanten Tanz kaum einen Effekt aus. Die Organistin verlieh dem musikalischen Totentanz viel Diesseitigkeit, ohne das Jenseits ganz zu vergessen, und bot eine Tastenshow auf höchstem Niveau.

    Die hätte man dem Titel nach auch bei 'Mad Rush' von Philip Glass (geboren 1937) erwartet. Doch Stück und Interpretation erwiesen sich eher als meditative Reihung von Tonschleifen, ähnlich den 'Loops' in der elektronischen Musik. Ein Beweis dafür, dass zeitgenössische Musik nicht zwangsläufig 'unhörbar' sein muss und dass ein moderner Komponist Bach durchaus näher stehen kann als ein später Romantiker.

    Kann so sein, muss aber nicht, wie die abschließenden 'Evocations' von Thiery Escaich (geboren 1965) zeigten. Die Teile II und III boten alles, was man mit zeitgenössischer Musik verbindet: schräge Harmonien, Dissonanzen, unvermittelte Wechsel in Tempo und Dynamik.

    Doch Apkalna zeigte auch dabei ihre absolute Klasse, agierte souverän und hatte sichtlich Spaß an den wilden Tonfolgen – die Videoübertragung zeigte es deutlich. Ein wahres Finale furioso, das bestens zu dieser kultivierten jungen Wilden der Orgelmusik passte und keiner Zugabe mehr bedurfte. Die leider nicht sehr große Zuhörerschar spendete begeistert Applaus.

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