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Oberallgäuer Gastronomen kämpfen um ihre Existenz

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Oberallgäuer Gastronomen kämpfen um ihre Existenz

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    Oberallgäuer Gastronomen kämpfen um ihre Existenz
    Oberallgäuer Gastronomen kämpfen um ihre Existenz Foto: charly ha¶pfl

    'Freundlich, offen, höflich, gelassen und rücksichtsvoll, das ist die beste Art, einander zu begegnen'. So steht es noch engagiert und hoffnungsfroh auf der Homepage des Landgasthofs 'Rössle' in Eckarts. Doch auf der Webseite steht auch: 'Kräuterlandgasthof vorübergehend geschlossen.'

    Aus der Traum von der gemütlichen Begegnungsstätte im Dorf also, die Wirtin schon nicht mehr erreichbar. Fest steht: Das „Rössle“ in Eckarts ist kein Einzelfall. Viele Wirte im Oberallgäu kämpfen um ihre Existenz. Auch ein paar Kilometer weiter in Diepolz ist für Andrea Kohlross in der „Traube“ Schluss. In der Traditionsgaststätte, die ihre Schwiegereltern seit 1958 betrieben und sie selbst in den vergangenen 15 Jahren leitete, gehen die Lichter aus. 'Es trägt sich ganz einfach nicht mehr', erklärt sie auf Nachfrage. Das Bergbauernmuseum bringe zwar im Sommer Entspannung in das finanziell enge Geschäft. Jedoch Dreiviertel des Jahres müsse sie vom Lohn ihres Mannes leben. Andrea Kohlross stand am Scheideweg zu investieren, etwa in einen Wellness-Bereich, oder mit Event-Gastronomie und neuem Personal einen Neustart zu wagen. Oder eben doch aufzugeben. Nachdem sie noch einmal genauer ihre reellen Chancen betrachtet hatte, entschied sie sich mit einem lachenden und einem weinenden Auge für letztere Lösung. Sicher sei es bedauerlich, dass es nun in Diepolz keine Dorfwirtschaft mehr gebe. Aber: 'Die, die jetzt jammern, sind früher gar nicht gekommen', fügt sie an. Die Vereine in deren Heimstatt jedenfalls macht sie nicht als die 'Schuldigen' für ausbleibende Dorfbewohner aus.

    Bald ein Jugendhaus

    Nach dem Entschluss, das Gasthaus an den Kreisjugendring als Kinder- und Jugendgästehaus herzugeben, ist sie gespannt auf die neuen Nachbarn. Das Landratsamt informiert heute um 19.30 Uhr in der 'Traube' über das Projekt. Für Christine Ritter vom Verein des Bergbauernmuseums ist es eine Katastrophe, im Ort kein Wirtshaus mehr zu haben, in dem die Diepolzer sich treffen und Gäste einkehren können.

    Auf der Internetseite des Gasthofs 'Hirsch' im nahe liegenden Zaumberg steht eine Nachricht. 'Montag Ruhetag', heißt es da. Aber auch: 'Dienstag bis Donnerstag geschlossen. Ab 16. August veränderte und gekürzte Öffnungszeiten'.

    Der Gastronomiebetrieb läuft nur noch am Wochenende. Die Frage nach dem 'Warum' bleibt offen, denn am Telefon gibt es in diesen Tagen nur den freundlichen Hinweis auf die geänderten Betriebszeiten. Ganz geschlossen ist der Gasthof 'Traube' in Immenstadt. Der Eigner sucht sogar mit einem Schild im Fenster nach einem neuen Pächter.

    Auch der 'Goldene Adler' in Weitnau hat komplett geschlossen. Der Grund sind 'extrem hohe Ausgaben' für Strom und Heizung. 'Die Kosten haben mich zum Schluss aufgefressen,' sagt der ehemalige Wirt, Bernhard Mayer. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Die Gemeinde Weitnau sucht intensiv.

    Die Stadt Immenstadt dagegen hält an ihrem Gasthaus 'Engel' fest. Noch im Juli hieß es zwar, dass man sich von der derzeit verpachteten Immobilie trennen wolle. Heute stehen die Dinge wieder anders. Laut Eckhard Müller, in der Stadtverwaltung für die Liegenschaft verantwortlich, bleibt die Gaststätte im Besitz der Stadt. Von einer Schließung sei zudem nie die Rede gewesen, betont er, um Gerüchte gleich im Keim zu ersticken. Zumindest für den Wirt des 'Engel' bleibt demnach alles beim Alten.

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