Eineinhalb Stunden hat das Gespräch gedauert, das Pfarrer Nikolaus Maier am 12. April mit Bischof Konrad Zdarsa geführt hat. Danach wusste er: 'Wenn der Bischof meint, dass ich das machen soll, dann hat er meine Bereitschaft.' Im Gespräch war es um eine heikle Aufgabe gegangen, nämlich die Stelle des Direktors der Gebetsstätte Wigratzbad, nachdem der langjährige Leiter Thomas Maria Rimmel vom Bischof abberufen worden war. Noch am selben Tag erhielt Nikolaus Maier, Pfarrer in Rennertshofen bei Neuburg an der Donau, einen Anruf aus Augsburg. Der Bischof schickte Maier ins Westallgäu. Amtseinführung in Wigratzbad war am vergangenen Sonntag.
'Das lag außerhalb meiner Planung und Vorstellung', hat Nikolaus Maier im letzten Pfarrbrief seiner alten Pfarreiengemeinschaft mitgeteilt. Denn eigentlich war es immer sein größter Wunsch, Gemeindepfarrer zu sein. Zwölf Jahre wirkte er in Rennertshofen – und so hätte es auch weiter gehen können. 'Aber in meinem Beruf plane eben nicht ich alleine', sagt Maier, der noch immer ein bisschen erstaunt wirkt, dass es ihn ins Westallgäu verschlagen hat.
Inhaltliche Anknüpfungspunkte
Die Sühnekirche in Wigratzbad hat er vor über 20 Jahren zum ersten Mal gesehen, als er seinen Studienfreund, Armin Zürn aus Wohmbrechts, besuchte und mit ihm einen Spaziergang in den Nachbarort unternahm. 'Das war aber mehr ein Eindruck von außen."
Vor seiner Ernennung habe er von der Gebetsstätte nicht viel mehr gewusst, als was in der Presse stand. Und er sah inhaltliche Anknüpfungspunkte: 'Auch in unseren Pfarreien haben wir versucht, manches aufrecht zu erhalten, etwa Beichte und Anbetung.'
Nikolaus Maier weiß, dass Bischof Zdarsa ihn vor keine einfache Herausforderung gestellt hat. Immerhin hatte der charismatische und beliebte Thomas Maria Rimmel seinen Posten im April nicht freiwillig geräumt. Auch war durchgesickert, dass die Diözese manche in der Gebetsstätte gepflegte Formen der Frömmigkeit kritisch betrachtet.
Vor diesem Hintergrund nennt es Maier 'eine meiner Hauptaufgaben, einerseits in Augsburg für meine Gebetsstätte einzutreten und andererseits in Wigratzbad das teils tief verwurzelte Misstrauen gegenüber Augsburg aufzulösen.' Gleichzeitig spürt der 42-jährige Geistliche, dass die Menschen gegensätzliche Erwartungen an ihn haben: 'Manche wünschen, dass alles wieder so wird, wie es immer war, andere denken, es sollte ganz anders werden.'
Und welches Ziel hat Maier selbst vor Augen? 'Ich wünsche mir, dass die Gebetsstätte in eine gute Zukunft geht', sagt er. Keinesfalls wolle er die Besonderheiten von Wigratzbad wegnehmen. 'Aber es soll auch kein Katholik, der hierher kommt, das Gefühl haben, er sei aus der Welt gefallen.
' In diesem Sinne deutet Maier den Begriff 'konservativ': 'Das Gute, das Ursprüngliche zu bewahren – das ist konservativ. Aber wir versuchen auch, es in die heutige Zeit hineinzutransportieren.' Als Beispiel nennt er die Anbetung der Jugend, die jeden Sonntag Abend in Wigratzbad praktiziert wird.
'Gut aufgenommen'
Seit drei Wochen macht sich Nikolaus Maier behutsam mit seinem neuen Wirkungsort vertraut. Er sucht das Gespräch mit den über 50 Mitarbeitern und will offen auf die Gläubigen zugehen, selbst wenn er manchmal auf eine 'gewisse Reserviertheit' stößt.
Der ruhige und freundlich blickende Priester fühlt sich insgesamt gut aufgenommen in der Gebetsstätte und beantwortet die Frage, ob er sich wohlfühle, mit einem überzeugenden 'Ja'.
Vom 'Herrn Pfarrer' zum 'Herrn Direktor' – Nikolaus Maier sagt zur Ernennung durch den Bischof: 'Ich betrachte den Titel nicht als besonderen Aufstieg.' Und fügt an: 'Denn ich möchte hier auch Seelsorger sein.'