Es sind zweierlei Gründe, warum viele Altusrieder dem kommenden Donnerstagabend entgegen fiebern. Grund eins: In 'Milchgeld' ermittelt Kommissar Kluftinger einmal mehr im Fernsehen. Grund zwei: Zeitgleich dürfte sich im Altusrieder Rathaus etwas abspielen, das für viele Bürger mindestens ebenso spannend ist. Im Gemeinderat geht es um die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans 'Lebensmittelmarkt' Altusried. Und das dürfte für Zündstoff sorgen. Nicht zuletzt, weil mittlerweile die Grundstücksfrage zu Gunsten der Gemeinde geklärt ist. Dafür rüsten sich die Projektgegner für einen Bürgerentscheid.
Die Vorgeschichte Seit mehreren Monaten gibt es wie berichtet Streit um das geplante Projekt im Dorfpark: Während die Gemeinde möchte, dass dort ein Lebensmittelmarkt entsteht, wehren sich die Anwohner und die Bürgerinitiative Rathaus-Ortsentwicklung Altusried dagegen. Bislang hing alles von der katholischen Kirche ab. Ihr gehört das Grundstück. Zuletzt warteten alle Beteiligten gespannt auf eine Entscheidung. Denn die Gemeinde wollte für das Projekt erst einen Bebauungsplan aufstellen, wenn auch feststeht, dass sie das Areal bei Bedarf später erwerben kann.
Der aktuelle Stand Mittlerweile, das bestätigen sowohl Bürgermeister Heribert Kammel als auch die bischöfliche Pressestelle in Augsburg, gibt es ein notariell beurkundetes Angebot von der Kirche an die Gemeinde. In einer Mitteilung auf Anfrage der AZ teilte die bischöfliche Pressestelle mit, dass die Bedenken von den Anwohnern und der Bürgerinitiative zur Kenntnis genommen worden seien: 'Hierfür besteht unsererseits auch großes Verständnis.' Deshalb habe man in den Verhandlungen mit der Gemeinde versucht, zu erreichen, 'dass auf die Belange der unmittelbaren Angrenzer im größtmöglichen Maß Rücksicht genommen wird'. Bürgermeister Kammel dazu: 'Ein wichtiger Punkt war, dass die Teile des Grundstücks, die für das Vorhaben nicht benötigt werden, an die Anlieger abgegeben werden.'
Demzufolge werde man sie jetzt den Nachbarn – bisher haben sie Teile des Dorfparks gepachtet – zum Kauf anbieten.
CSU: Parkplätze abstecken
So geht es weiter Laut Kammel geht es jetzt darum, das Bebauungsplanverfahren auf den Weg zu bringen. Das soll im Gemeinderat geschehen. Indes hat die CSU-Fraktion des Gemeinderats einen Antrag eingereicht, der in derselben Sitzung behandelt wird: Die CSU, heißt es darin, befürworte, dass Bürgermeister Kammel die Gebäudeausmaße des Einkaufsmarkts im Park abstecken will. Das hatte er wie berichtet angekündigt. Dabei solle aber nicht nur das Gebäude dargestellt werden.
'Wir möchten, dass auch alle benötigten Parkplätze, Zu- und Abfahrten für mindestens vier Wochen abgegrenzt werden', erläutert CSU-Fraktionsvorsitzender Ralf Guggemos. Und das nicht, weil die CSU gegen den Markt sei. Gleichwohl aber müsse man bei dem Projekt alle Aspekte betrachten.
Infobroschüre für alle Haushalte
Die Idee der CSUler finden die Anwohner und die Vertreter der Bürgerinitiative gut. Dennoch haben sie sich für das Ergebnis der anstehenden Gemeinderatssitzung bereits gewappnet: 'Wir haben eine Infobroschüre erstellt, die in jedem Altusrieder Haushalt verteilt wird', sagt Alfons Hartmann von der Bürgerinitiative.
Besagte Broschüre werde auch die Frage enthalten, mit der die Bürgerinitiative plane, einen Bürgerentscheid zu initiieren: 'Wenn die den Bebauungsplan auf den Weg bringen, werden wir in Richtung Bürgerentscheid gehen', macht Hartmann deutlich.
Für die Anlieger wäre ein Bürgerentscheid die letzte Hoffnung, wie Otto Schönfeld sagt. Sie setzen darauf, dass die Altusrieder dann hinter ihnen stehen. Davon, dass die Kirche jetzt der Gemeinde das Grundstück zugesichert hat, sind die Anlieger – genauso wie Wilfried Kiechle von der örtlichen Kirchenverwaltung, der mit gegen das Projekt kämpft – enttäuscht. Zumal die Nachbarn aus Augsburg bis heute weder ein Schreiben noch einen Anruf zu der getroffenen Entscheidung erhalten haben.
Die Gemeinderatssitzung am Donnerstag, 26. April, beginnt um 19.30 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses.