Was geschieht mit den Werken von Künstlern, die verstorben sind? Wer sorgt sich um den Nachlass, wer erinnert sich an den Maler oder die Malerin? Unter dem Titel "die Beiden" werden Arbeiten von Edith Baumann-Maussner (Künstlername: EDIT) und Manfred Maussner in der Kunsthalle Kempten präsentiert. Organisiert wird die Gedächtnis-Ausstellung von Judith Thomaschek, der Tochter von Edith Maussner.
Eine sehenswerte und spannende Schau hat sie zusammengestellt, und aufmerksam werden die Gegensätze dieses vor drei Jahren verstorbenen Künstlerpaares aufgezeigt. Auf der einen Seite die durchstrukturierten Druckgrafiken und Radierungen von Manfred Maussner, der stets auf ein stringentes Vorgehen in seiner Arbeitsweise achtete. Auf der anderen Seite die Bilder seiner Frau Edith, die wie aus einem spontanen Schaffensstrom heraus komponiert und von ihr provozierend konsequent im Ungegenständlichen belassen wurden. Als Edith Baumann war sie zunächst bekannt und viele Jahre mitbestimmend in der Allgäuer Kunstszene. 1942 wurde sie in Österreich geboren, seit 1983 lebte sie im Allgäu. Mehrfach wurde sie ausgezeichnet, unter anderem 1998 mit dem Kunstpreis der Stadt Kempten. Edith Baumann-Maussner stellte ihre Farben selbst her und achtete in ihren Werkreihen vor allem auf freie Bewegungen und freie Interpretationen.
Manfred Maussner dagegen betonte starke Ausgewogenheit und Kontur. 1940 wurde er in Nürnberg geboren, lebte und unterrichtete seit den 1980er Jahren im Allgäu. Lange Jahre war er Vorsitzender des Berufsverbandes Bildender Künstler Schwaben Süd (BBK). Geheiratet haben > spät, erst 1996, und wer sie näher kannte, der hatte stets das Erlebnis der absoluten Gegensätzlichkeit, des Bipolaren. Diese Qualität kommt auch in ihren jeweiligen Bilderserien zum Ausdruck. Edith ist die Impulsive, Bewegliche und Aufgeschlossene, Manfred der leise und planvolle Konstrukteur seiner Holzschnitte, die ein architektonisch genaues Vorgehen erfordern.
Zu sehen sind in der aktuellen Ausstellung viele seiner farbig angelegten Grafiken aus den letzten Jahren, die trotz ihrer Bescheidenheit auch eine wilde und überströmende Fantasie zeigen. Und Edith mit ihrer eigenen Art, den Bildträger mit direktem und beschwingtem Auftrag zu betören, zeigt ebenso viel Wildheit, gebändigt in Farben, die eigentlich als unmalbar gelten können. Die Beiden sind im selben Jahr, 2008, nur kurz hintereinander gestorben, ja waren sogar gemeinsam in der Klinik gelegen. Nun gibt es die Erinnerungen in Bildern, die eine eigene Geschichte erzählen.
Zu sehen bis 31. Juli; geöffnet täglich außer Montag von 15 bis 18 Uhr.