In Memmingen gibt es künftig einen weiteren Weg, um zum Regelabitur zu gelangen: Am Vöhlin-Gymnasium wird im übernächsten Schuljahr eine 'besondere zehnte Klasse' eingeführt, die Schüler mit Mittlerer Reife besuchen können. Sie werden dort ein Jahr lang vorbereitet, um dann die Oberstufe des Gymnasiums besuchen zu können.
Burkhard Arnold, Chef des Vöhlin-Gymnasiums, spricht von 'gewissen Bildungsreserven' an den Realschulen. Er meint damit Schüler, deren Leistungsvermögen auch für das Gymnasium reicht. Viele Eltern würden inzwischen für ihre Kinder den 'sicheren Weg über die Realschule' wählen. Seit der Einführung des achtjährigen Gymnasiums seien sie 'sehr, sehr vorsichtig geworden'.
Arnold belegt dies mit einer Zahl: Von den 135 Viertklässlern, die für nächstes Schuljahr am 'Vöhlin' angemeldet wurden, habe kein einziger den Probeunterricht besuchen müssen. 'Ich unterstütze das sehr', sagt Arnold zur 'besonderen zehnten Klasse'.
Eigentlich war deren Einführung bereits für das kommende Schuljahr geplant. Doch die Entscheidung, dieses Angebot zu machen, sei zu spät gefallen, so Arnold. Da sei für die infrage kommenden Zehntklässler schon klar gewesen, was sie nach der Mittleren Reife machen wollen.
Angebote gleichmäßig verteilen
Das Projekt der 'besonderen zehnten Klasse' solle bayernweit vorangetrieben werden, berichtet Arnold. Dass in Memmingen das Vöhlin-Gymnasium ausgewählt wurde, liege daran, dass das 'Strigel' einen Stützpunkt für besonders begabte Schüler bekommen habe. Es gehe darum, solche Angebote gleichmäßig zu verteilen, erläutert Oberstudiendirektor Burkhard Arnold.
Im Zusammenhang mit dem Leistungsniveau an den Gymnasien spricht sich der Pädagoge dafür aus, in Deutschland einheitliche Standards einzuführen: 'Schüler müssen vom einen Bundesland in ein anderes wechseln können, ohne Schaden zu nehmen. Die Kultusminister-Konferenz hat hier Nachholbedarf.' Derzeit sei nur geplant, dass es einzelne Abituraufgaben gibt, die in einigen Bundesländern gleich sind, berichtet der Direktor.
Das Niveau an den Gymnasien im Freistaat beschreibt Arnold so: 'Es ist unbestritten, dass die bayerischen Schüler eine solide Ausbildung bekommen und wettbewerbsfähig sind.'