In den Kollektionen des Unternehmens MW Accessoires lassen sich die Moden der vergangenen Jahrzehnte ablesen. Peace-Zeichen, E-Gitarre und Buddha finden sich als Symbole der 1970er Jahre ebenso in den Schmuckstücken verarbeitet wie Ideen mit Schlangenleder aus den 1980er Jahren, der lässige Bohemian-Style ebenso wie der verspielte Landhaus-Chic. Doch es sind keine funkelnden Relikte aus vergangenen Zeiten, sondern aktuelle Produkte aus den Werkstätten der Neugablonzer Firma. 'Es kommt alles immer wieder', sagt Geschäftsführer Markus Wabersich. 'Als kleines Neugablonzer Unternehmen reagieren wir schnell auf Trends und stehen den Kundenwünschen offen gegenüber.'
Während viele Betriebe der Gablonzer Industrie als Zulieferer mit ihrem Modeschmuck oder technischen Produkten bewusst im Hintergrund agieren, tritt MW Accessoires international selbstbewusst als eigenständige Marke auf. Den Grundstein dafür legte die Mutter des Geschäftsführers, Erna Wabersich, die Mitte der 1960er Jahre von daheim aus Modeschmuck der Gablonzer Industrie vertrieb und später selbst Hosenträger und Gürtel anfertigte. Vor allem um ihre sogenannten Enten- und Edelweißgürtel rissen sich die Kunden. 'Jeder wollte das haben', erinnert sich die Seniorchefin.
Überhaupt, die Tracht. Damals war dieser Bereich eine Nische, die das Haus Wabersich erfolgreich besetzte. Aus den Edelweißgürteln für die Oktoberfestbesucher wurde die eigene Produktlinie 'MW Tracht', in der die schillernden Ideen des Landhausstils aus dem zu Ende gehenden vergangenen Jahrtausend neu erfunden wurden. Deutschlands große Modehäuser bieten die Produkte heute nicht nur zur Wiesn-Zeit an. 'Die Colliers und Armbänder lassen sich zu allen Jahreszeiten mit anderen Modetrends kombinieren', sagt Silke Wabersich, die den Kreativbereich im Unternehmen verantwortet.
So lautet das Motto im Unternehmen auch: Es gibt keine Einschränkungen. Wer glaubte, dass Modeschmuck lediglich aus Glassteinen und Metall besteht, wird in den Werkstätten des Unternehmens eines Besseren belehrt. Darüber hinaus werden bei MW Accessoires nämlich Leder, Federn, Kunststoff, Pelz Halbedelsteine, Perlen, Swarovski-Kristalle und sogar Hirschhorn und Holz verarbeitet. 'Wir versuchen immer wieder neues Material zu finden', sagt Silke Wabersich, 'zum Beispiel Echtsilber, das ist wertig und clean.' Die auffälligen Colliers und der Dirndlschmuck aus Neugablonz zieren die Dekolletés von TV-Moderatorinnen sowie Prominenten wie Daniela Katzenberger.
Superstar Robbie Williams erstand vor einem Konzert in Berlin in einer Hotelboutique einen Gürtel mit auffälliger Schnalle von MW Accessoires und trat damit auf die Bühne. Was für eine Werbung für das kleine Modelabel aus Neugablonz.
So hat sich MW Accessoires eine Insel geschaffen im Meer der Billigprodukte aus Asien, ohne auf die Produktionsmöglichkeiten in China zu verzichten. Fallen einmal große Stückzahlen bei kommerziellem Schmuck an, werden die in einem Werk bei Schanghai exklusiv für MW Accessoires produziert. Auch Rohstoffe kommen mitunter aus Fernost. Für die Kunden werde das Produkt durch das Material, die Verarbeitung, die Handarbeit und die Einzigartigkeit zu einem Schmuckstück für das ganze Leben, so das Unternehmer-Ehepaar.
Die Hersteller von vergänglicher Plastikware interessiert diese Philosophie nicht. In Zeiten der Globalisierung, schnelllebiger Trends und des Internets sind die Plagiatoren immer zur Stelle, wenn sie ein Geschäft wittern. Silke Wabersich erinnert sich, wie sie einst einen selbst entworfenen Gürtel in Paris ausstellte. In derselben Woche fand sie ihre Idee abgekupfert in einem Ramschladen an der Seine. Damals war sie sauer, heute amüsiert es sie: 'Das zeigt auch, wie gut unsere Produkte ankommen.'