Die Botschaft, dass das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) in Mindelheim wie berichtet gerettet ist, weckt in Babenhausen schmerzliche Erinnerungen. Vor gut einem Jahr hatte der Verwaltungsrat der Kreiskliniken das Aus für die MVZ in Babenhausen und Mindelheim besiegelt. Dass nun nur Mindelheim eine zweite Chance bekommt, stößt auf Unverständnis. Der Babenhauser CSU-Kreisrat Franz Mutzel kritisiert, dass 'anscheinend fest gefasste Beschlüsse im Fall Mindelheim wieder rückgängig gemacht worden.' Für die Kreisstadt Mindelheim sei diese Entscheidung absolut richtig. Aber auch für den Raum Babenhausen wäre der Erhalt des MVZ von größter Bedeutung gewesen. 'Wo bleibt hier die Gleichbehandlung?', fragt er.
Ähnlich sieht das Rosemarie Gleich, die sich sehr für das Babenhauser MVZ eingesetzt hatte. Obwohl sie sich für Mindelheim freut, macht sich Enttäuschung breit: 'Unseren Sitz hat man sofort verscherbelt', sagt sie. Auch die Räume seien wieder vermietet. Dass es in Mindelheim doch weitergehen kann, hält sie für 'unseriös'. 'Die beiden Standorte sind ungleich behandelt worden.' Schließlich habe Mindelheim noch ein Krankenhaus. 'Wir aber haben gar nichts mehr.'
'Interessenten sahen keine Zukunft im Ort'
Mit diesen Vorwürfen konfrontiert erklärt Franz Huber, Vorstand des Kommunalunternehmens Kreiskliniken, für das Babenhauser MVZ habe es nie einen ernst zunehmenden Interessenten gegeben, der eine Zukunft im Ort gesehen hätte. 'Alle Ärzte stellten bald fest, dass es dort zu wenig Patienten gibt und das Einzugsgebiet zu klein ist für ein MVZ.' In Mindelheim sei die Situation eine andere: Die Kinderärzte praktizierten erfolgreich. Nötig war eine zweite Fachdisziplin, als Ersatz für die Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Denn ein MVZ darf nicht als einzelner Facharztsitz betrieben werden.
Das Kommunalunternehmen hatte im Fall Mindelheim Glück: 'Immer, wenn der Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung tagte, konnten wir einen seriösen Interessenten vorweisen', sagt Huber. So wurde Zeit gewonnen.
Kreisrat Mutzel erinnert an ein externes Gutachten, das im Jahr 2010 publik gemacht wurde: Demnach wurde beiden MVZ keine wirtschaftliche Perspektive eingeräumt. Es sei ein Fehlbetrag von zwei Millionen Euro aufgelaufen. Nach Mutzels Berechnungen verteilte sich dieser zu einem Drittel auf Babenhausen und zu zwei Dritteln auf Mindelheim.
Dass der größere Teil des Defizits in der Kreisstadt entstanden ist, bestätigt Vorstand Huber. Allerdings seien die Zahlen von Babenhausen und Mindelheim so nicht zu vergleichen. Mittlerweile seien in Mindelheim Kosten reduziert worden und es zeige sich Aussicht auf Erfolg. 'Unser Ziel ist, die kinderärztliche Versorgung hier aufrechtzuerhalten.' Dass das Kommunalunternehmen erneut versuchen könnte, eine chirurgische Ambulanz in Babenhausen zu eröffnen, dafür sieht Huber momentan keinen Grund zur Hoffnung. 'Das muss wenn ein niedergelassener Arzt tun.'
Rosemarie Gleich sagt, dass die Babenhauser ihr Versorgungszentrum sehr vermissen würden. 'Wir haben viele Schüler und Arbeiter am Ort. Wir brauchen eine chirurgische Ambulanz', sagt sie und fügt an: 'Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.'