Für zehn Tage hat Füssen eine Musikakademie beherbergt. Musikstudenten der verschiedensten Hochschulen besuchten Kurse in Kammermusik bei den in den Konzerten des Festivals Vielsaitig mitwirkenden Künstlern.
Sie bekamen dabei wertvolle Tipps zur Verfeinerung und Vervollständigung der von ihnen mitgebrachten sehr anspruchsvollen Werke. Im abendlichen Abschlusskonzert konnten sich die Zuhörer von der hohen Qualität der Beiträge noch einmal überzeugen. Mit solistischen Darbietungen traten Dukhun Kim (Violine) und Lisa Trautmann (Viola) auf. Es war erstaunlich, wie Kim die monumentale Architektur der Ciaconne aus der Solopartita Johann Sebastian Bachs mit den weiten melodischen Bögen, den Doppelgriffen und den Akkordbrechungen mit schnellen Wechseln von einer Saite zur anderen (Bariolagespiel) beherrschte. Bei Trautmann trumpfte der dunkle, warme Klangcharakter der Viola voll auf. Die Arpeggien in der an sich von Bach für Cello geschriebenen Suite perlten. Die von Paul Hindemith in seiner Solosonate ungezähmte Darstellung imponierte bei der Wiedergabe. Mit Hatem Nadim hatten Kasook Jung (Violine) und Hyeryun Paek (Violine) einen versierten und exzellenten Begleiter am Klavier.
Schwirrende Zweiunddreißigstel
So konnte Jung mit ihm nicht nur die kontrastierenden balladenhaften Züge in der Sonate Sergei Prokofjews aufleuchten lassen, sondern auch den Choral mit schwirrenden Zweiunddreißigsteln umspielen und zu den hämmernden Klavier-Ostinati eine siegreiche Melodie mit sich wandelnder tänzerischer Eleganz aufzeichnen. Während Hatem Nadim in der Poéme von Ernest Chausson am Klavier den für Orchester bestimmten hochromantischen Hintergrund schuf, überraschte Hyeryun Paek mit schwärmerischer Klangsinnlichkeit. Spanische Liebeslieder, vertont von Robert Schumann waren von den Sängern Corinna Kosmützky (Sopran), Anna Maria Kreja (Alt), Florian Neubauer (Tenor) und Matthias Tönges (Bass) mal Solo, mal im Duett, mal im Quartett zu hören.
Auffallend waren die saubere Intonation, die leichte, zurückhaltende Melancholie des Soprans, der mehr introvertierte Bass, der heiter und locker wirkende Tenor und der in den Legatobögen runde Alt. Die vierhändige Begleitung durch Christian de Bruyn und Daniel Paulich komplementierte entscheidend den abgerundeten Beitrag. Neben dem Klavier spielt der Gymnasiast Daniel Paulich (der Sohn von Zoltan Paulich) erst seit zwei Jahren das Cello. Es spricht für sich, dass er sich nach dieser kurzen Zeit an die Cellosonate von Ludwig van Beethoven heranwagen konnte. Beim Spiel ließen virtuose Züge und edle Gesanglichkeit aufhorchen. Viel und ehrlichen Beifall gab es für die angehenden jungen Künstler.