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Musiknacht mit vielen Besuchern auf dem Marktoberdorfer Schlossberg

Wenzeslaus-Nacht

Musiknacht mit vielen Besuchern auf dem Marktoberdorfer Schlossberg

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    Musiknacht mit vielen Besuchern auf dem Marktoberdorfer Schlossberg
    Musiknacht mit vielen Besuchern auf dem Marktoberdorfer Schlossberg Foto: Alfred Michel

    Mit einer faszinierenden sommerlichen Musiknacht und einem Besucheransturm auf den Schlossberg beging die bayerische Musikakademie das 200. Totenjubiläum von Schlossherr Clemens Wenzeslaus, der als Kurfürst von Trier und Fürstbischof von Augsburg seiner Sommerresidenz so weitläufig Glanz verlieh. Die Aufführungen setzten die barocke Schlossanlage wirkungsvoll in Szene und zeigten, dass die Musikliebe des Wettiners auf dem Schlossberg fortlebt.

    Mit seinem spektakulären Konzert am Hammerflügel und seinen Kommentaren im offenen Theaterhalbrund öffnete der Alte-Musik-Spezialist Christoph Hammer ein Schatzkästlein an süddeutschen Komponisten, die exakt dem Wirkungsradius des Schlossherrn zwischen Augsburg, Koblenz und Trier entsprachen. So spielt er Stücke des kurtrierischen Konzertmeisters Johann Georg Lang oder des Geheimen Rats Hugo von Dalberg. Der Hammerflügel steht für die rasante Entwicklung in jener Zeit vom Cembalo zum Pianoforte.

    Aufschlussreiche Verbindung

    Gerade durch die aufschlussreiche Verbindung von Wort und Musik gelang an diesem Abend der Brückenschlag in die Zeit von Clemens Wenzeslaus.

    Auch Musikakademieleiter Karl Zepnik sorgte für einen optischen und akustischen Inszenierungscoup, als er sein Mendelssohn Vokalensemble an den offenen Schlossfenstern zum Innenhof oberhalb der Bühne platzierte. Seine Choristen schienen wie historische Figuren aus dem Schloss auf die Gedenkfeier herabzublicken. Eindrucksvoll gestalteten sie gemeinsam mit dem samtweichen und strahlenden Bläserensemble Marktoberdorf eine Adaption von Mozarts 'Zauberflöten'-Ouvertüre.

    Michael Haydns Requiem von 1771 für seinen Gönner Sigismund von Schrattenbach erwies sich als grandioser Gedenkfeier-Höhepunkt in St. Martin. Denn der erst 34-jährige Salzburger Hofkomponist schuf ein nobel ausgewogenes frühklassisches Werk, das auch den jungen Mozart beeinflusste.

    Unter der inspirierenden Leitung von Stefan Wolitz gelang den Streichern und Bläsern vom Sinfonieorchester Ostallgäu mit Konzertmeister Stephan Dollansky sowie dem wunderbar homogenen Solistenquartett von Priska Eser, Ulrike Malotta, Andreas Hirtreiter und dem Bariton Johannes Mooser eine ergreifende Aufführung. Insbesondere der Chor hat hier eine packende Funktion als Kommentator zwischen Klage, Affekt und auch jubelnder Verheißung. Mit seinem Carl Orff Chor konnte Wolitz freilich ein Prunkstück einsetzten, der den haydnschen Requiemklängen hymnische Leuchtkraft und die Illusion einer transzendenten Verklärung verlieh.

    Staunend vernahm das Publikum auch die Gedenkworte von Stadtpfarrer Schilling zum Fürstbischof. Anknüpfend an die Schweizer Ordensfrau Silja Walter fand er auch eindringliche Sätze zum Thema Requiem. Das von ihm angekündigte Läuten der Martinsglocke, nach einem Sprung 1769 neu gegossen, geriet zum würdigen Schlusspunkt dieser Clemens-Wenzeslaus-Gedenkfeier.

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