In der "Bärenfalle" brummt es. An schönen Tagen stärken sich in der Berghütte der "Alpsee Bergwelt" oberhalb des Immenstädter Stadtteils Ratholz (Oberallgäu) die Gäste, um anschließend auf Deutschlands längster Ganzjahres-Rodelbahn 2,8 Kilometer ins Tal zu sausen. Über 200000 Besucher beförderte der "Alpsee Coaster" im Jahr 2008 nach unten. Zusammen mit einem Sessellift und einem Kletterwald umfasst die "Alpsee Bergwelt" ein touristisches Marketing-Konzept, das es in dieser Art kein zweites Mal in der Bundesrepublik gibt.
Hinter der "Alpsee Bergwelt GmbH & Co. KG" steht als Hauptgesellschafter Martin Hagenauer. Für den 41-Jährigen stellt das Freizeitspektakel oberhalb des Großen Alpsees jedoch nur eine Art Hobby dar. Denn der gebürtige Ratholzer ist in erster Linie Chef der Hagenauer GmbH, die weitab vom Allgäu ihr Geschäft betreibt: den Bau und Ausbau von Luxus-Hotels.
Begonnen hatte die an amerikanische Tellerwäscher-Legenden erinnernde berufliche Entwicklung von Martin Hagenauer vor 20 Jahren. Damals gründete er in Ratholz eine Schreinerei "als Ein-Mann-Betrieb", wie er jetzt auf der "Bärenfalle" vor den Mitgliedern des Marketing Club Allgäu erklärte. "Glückliche Zufälle" hätten in den folgenden Jahren die rasante Vergrößerung der Schreinerei gefördert. "Ich habe gute Kunden kennengelernt, die mich nach Abschluss eines Auftrags auch weiterempfohlen haben," blickt Hagenauer zurück.
1993 erfolgte der Umzug des Betriebes von Ratholz nach Immenstadt, 2007 die Gründung einer französischen Tochterfirma. Inzwischen ist die Hagenauer GmbH auf rund 70 Mitarbeiter angewachsen und macht 25 Millionen Euro Umsatz im Jahr. Tendenz auch in diesen kargen Zeiten: steigend.
"Irgendwann muss man sich entscheiden", sagt Hagenauer. Man könne nicht 4- und 5-Sterne-Hotels ausbauen und gleichzeitig die Low-Budget-Häuser auch. Das passe nicht. Hagenauer entschied sich risikofreudig für das Luxus-Segment. Risiko deshalb, weil er als Generalunternehmer für den Ausbau eines Rohbaus oder die Sanierung eines Hotels Millionensummen für Planung, Kalkulation und Material vorstrecken muss.
Hagenauer arbeitet am liebsten mit den großen Hotel-Ketten zusammen: Hilton, Radisson, Swissotel oder Crowne Plaza. Das habe den Vorteil, dass sich die Entscheider mit der Zeit sehr gut kennen und die Ketten ihre Häuser im gleichen Stil ausbauen lassen. Das spart natürlich langfristig Kosten. "Beim Auftrag für ein Haus zahlst Du meist drauf, beim zweiten kommst Du mit Null raus, beim dritten gehts grad so und ab dem vierten verdienst Du richtig Geld", gibt Hagenauer Einblick ins kalkulatorische Nähkästchen.
Entscheidend, einen Auftrag an Land zu ziehen, sei in der Luxusklasse nicht unbedingt der Preis für die Leistung - also ob der Ausbau von etwa 25 Suiten nun 1,9, oder zwei oder 2,1 Millionen Euro kostet. Der springende Punkt sei die Sicherheit für den Auftraggeber, dass ein Projekt auf den Tag genau fertig wird.
Zauberwort "Disziplin"
Und diese Sicherheit garantiert Hagenauer. Das Zauberwort heiße "Disziplin". Wenn Hagenauer zum Beispiel in einem Weltklasse-Hotel 600 Zimmer in zwei Monaten sanieren und neu einrichten muss, dann tritt er als Generalunternehmer auf und schickt ein Dutzend seiner Leute von Immenstadt aus auf die Baustelle. Dort koordinieren seine Ingenieure und Bauleiter dann 35 Firmen mit insgesamt über 200 Mitarbeitern. Dann brummt es im Hotel - wie an einem schönen Tag auf der "Bärenfalle".