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Ministerpräsidentengattin zu Besuch auf der Gschwendalpe bei Ofterschwang

Besuche

Ministerpräsidentengattin zu Besuch auf der Gschwendalpe bei Ofterschwang

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    Ministerpräsidentengattin zu Besuch auf der Gschwendalpe bei Ofterschwang
    Ministerpräsidentengattin zu Besuch auf der Gschwendalpe bei Ofterschwang Foto: Etienne le Maire

    Große Reden schwingt sie nicht, Karin Seehofer schaut lieber genau hin und hört zu. Die Ehefrau des Ministerpräsidenten Horst Seehofer, begleitet von Regierungspräsident Karl Michael Scheufele, hat ihre Freude am Besuch im Allgäu.

    In die Gespräche mit Kommunalpolitikern, Älplern und Landfrauen mischen sich aber auch nachdenkliche Töne. Vor dem Besuch des Viehscheid-Spektakels im Nachbarort laden Landrat Gebhard Kaiser und Ofterschwangs Bürgermeister Alois Ried die "First Lady" auf die Gschwendalpe ein. Dort wird auf 1300 Meter Höhe traditionell gearbeitet. Das ist gar nicht so einfach, auch wegen behördlicher Auflagen. Karin Seehofer hört zu. Max Bietsch, 71, betreibt die Sennalpe seit 30 Jahren. Vorher tat seine Mutter dasselbe, so war er als Kind schon oben. Strom gibt es seit 1963, eine Melkmaschine und ein 1993 gebauter steiler Fahrweg machen das Leben heute leichter, inzwischen hilft Tochter Hannelore mit. Sonst hat sich nicht viel verändert. 60 Stück Jungvieh hat Bietsch auf der Alpe. Die 85 Liter Milch, die seine 15 Kühe täglich geben, verarbeitet der Ofterschwanger zu Bergkäse, die Laibe stapeln sich im niedrigen Keller. Bietsch macht den Käse im Kupferkessel über offenem Holzfeuer, und auch die Käsepresse ist eine denkbar einfache Konstruktion: Ein Balken mit einem Gewicht. 'Das tut’s völlig', sagt Bietsch, modernere Technik braucht er nicht in der rußgeschwärzten Hütte. Verkauft wird der schmackhafte Käse, den die Prominenz zusammen mit allerlei Herzhaftem aus dem Ofterschwanger Programm 'Gutes vom Dorf' probieren darf, privat auf dem Hof der Familie im Tal.

    Dass solche Betriebe unter überzogener Bürokratie leiden, wollen Kaiser und Ried verständlich machen, und dass man vieles im Oberallgäu mit mehr Augenmaß regeln kann als aus der Landeshauptstadt. Bietsch schlägt in die gleiche Kerbe – freilich reichen ihm zum Ärger schon die Kontrollen und Auflagen des Landratsamts im nahen Sonthofen, von der UV-Anlage fürs Trinkwasser bis zum Hineinreden in die Käseherstellung. Kaiser wehrt nicht ab: Ja, auch im eigenen Amt gehe manches zu weit. 'Das mit dem Wasser muss sein', sagt der Landrat.

    Aber ob die Käsepresse so sein darf, wie sie ist, wisse Bietsch wohl selbst am besten. Seehofer stimmt zu: Allzu viele Entscheidungen seien für die betroffenen Menschen nicht nachvollziehbar, und 'daher kommt auch so viel Verdrossenheit.'

    Wieder im Tal geht’s zum Viehscheid nach Obermaiselstein, der Karin Seehofer offenkundig beeindruckt. Am Nachmittag spricht sie mit Landfrauen aus der Region. Zuvor hat sie sich im vollen Festzelt kurz den halb gebrüllten Journalistenfragen gestellt. Was sie ihrem Mann abends erzählen wird? Karin Seehofer lacht: 'Dass mein Tag heut’ sicher viel schöner war als seiner!' Wie eindrucksvoll Max Bietsch das Leben auf der Alpe geschildert habe, und wie wichtig es sei, dass das Brauchtum im Allgäu weitergegeben werden kann.

    Und was sagt sie dem Ministerpräsidenten? 'Dem geb’ ich den Rat, auf die Leute vor Ort zu hören.' Vieles solle man nicht in München entscheiden, sondern dort, wo man die tatsächlichen Verhältnisse kennt.

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