'Was soll ich da? Ich bin doch nicht demenzkrank, sondern meine Frau?' Verständnislos reagierte zunächst ein Ehemann auf das Angebot, an einer Schulung für Angehörige im Rahmen der 'Memory Clinic' im Bezirkskrankenhaus (BKH) Kempten teilzunehmen.
Inzwischen ist der Mann froh über die zehn regelmäßigen Gruppentreffen. Doch das ist nicht das einzige Angebot der "Memory Clinic", über die sich dieser Tage Bezirksrätin Renate Deniffel informierte. 1 Was bietet die Memory Clinic? Die Klinik bietet neben der Angehörigen- und Betroffenenarbeit auch eine Gedächtnissprechstunde, Sozialberatung und mehr. Vor fünf Jahren wurde am BKH die Gedächtnissprechstunde eingeführt. Sie ist gedacht für Menschen über 50, die unter Gedächtnis- oder Orientierungsproblemen leiden, oder deren Verhalten sich auffällig geändert hat. Seit zwei Jahren ist sie in der 'Memory Clinic' integriert. Hier befasst sich ein Team aus Ärzten, Psychologen, Sozialarbeitern, Ergotherapeuten und Pflegenden mit Themen rund um das Gedächtnis.
l Was ist das Ziel? Das Ziel sei die Diagnostik von behandlungsbedürftigen Gedächtnisproblemen zu verbessern. Denn Demenz sei eine Erkrankung des Alters – und darauf müsse man sich einstellen, so Annette Hippeli-Kreutzer, stellvertretende Direktorin im BKH Kempten.
l Was wird dort gemacht? Neben einer körperlichen Untersuchung werden Gedächtnis und Konzentration mit wissenschaftlichen Testverfahren untersucht. Dies reicht von Fragebogen bis Kernspin. Wichtig ist Hippeli-Kreutzer die Vernetzung mit Haus- und Nervenärzten sowie Pflege- und Alteneinrichtungen. Eine enge Kooperation bestehe auch mit der Alzheimer Gesellschaft Allgäu. Dort sind Mitarbeiter des BKH ehrenamtlich engagiert, die Gesellschaft betreibt auch Betreuungscafé 'Konfetti'.
Neben der Frühdiagnostik gibt es in der Memory-Clinic auch Angebote wie Sozialberatung zum Beispiel, Training für Patienten mit leichten kognitiven Störungen oder eine Therapiegruppe für Demenzkranke im Anfangsstadium mit depressiven Reaktionen. Und seit Langem schon bietet eine Angehörigen-Selbsthilfegruppe mit Caritas und Diakonie Austausch an.
Gerade bei den Angehörigenschulungen soll besserer Umgang mit den Kranken aufgezeigt werden – aber auch, wie man für sich selber sorgt, um die belastende Pflege zu überstehen. Bei ihrem Besuch erfuhr beispielsweise Renate Deniffel, dass Pflege Demenzkranker vom Aufwand her nicht mit körperlicher Pflege gleich gestellt sei. (mor)
Über die 'Memory Clinic' am Bezirkskrankenhaus informiere sich CSU-Bezirksrätin Renate Deniffel. Mit Annette Hippeli-Kreutzer, stellvertretende Direktorin im BKH Kempten und Heilerziehungspflegerin Daniela Wegmann übte sie in der Gruppe zum Beispiel Texterkennung beim Gedächtnistraining.