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"Mehr als Knochenarbeit" Martin Sichler arbeitet seit 60 Jahren auf der Alpe

Bergbauern

"Mehr als Knochenarbeit" Martin Sichler arbeitet seit 60 Jahren auf der Alpe

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    "Mehr als Knochenarbeit" Martin Sichler arbeitet seit 60 Jahren auf der Alpe
    "Mehr als Knochenarbeit" Martin Sichler arbeitet seit 60 Jahren auf der Alpe Foto: claudia goetting

    Seit 60 Jahren arbeitet Martin Sichler auf der Alpe. Heute mäht der 69-Jährige relativ entspannt und sitzend mit dem kleinen Traktor, seinem Mäh-Truck. Doch der Alphirte aus Gunzesried im Oberallgäu hat sich als kleiner Bub auch schon mit der Sense am Hang geplagt - als noch kein Motormäher die Arbeit erleichterte.

    Herr Sichler, mit neun Jahren standen Sie schon auf der Alpe. Wie war das damals?

    Sichler: Daran möchte ich am liebsten gar nicht mehr denken. Wir haben alles mit der Sense gemäht. Jeder in der Familie musste mithelfen. Das war mehr als Knochenarbeit.

    Nach dem Mähen war die Arbeit aber noch nicht zu Ende?

    Sichler (lacht): Dann ging die Handarbeit erst richtig los. Wir haben das Gras zum Trocknen auf Heinzen aus Holz gehängt. Und beim zweiten Schnitt mussten wir das Gras drei Mal am Tag mit dem Rechen umdrehen.

    Haben Sie heute überhaupt noch eine Sense?

    Sichler: Natürlich. Damit mähe ich das Unkraut. Aber bis voriges Jahr haben wir auch die steilsten Hänge noch mit der Sense bearbeitet. Heuer probieren wir es mit dem neuen Motormäher, der solche Steilhänge ebenso schaffen soll.

    Können Sie sich die Alpe ohne Technik denn noch vorstellen?

    Sichler: Nein, so würde auch keiner mehr arbeiten. Wir mähen das meiste mit unserem Mäh-Truck. Der hat 38 PS und sieht aus wie ein kleiner Traktor mit breitem Mähwerk. Wenn man den einmal hat, gibt man ihn nicht mehr her. Ich würde auf keinen Fall mehr alles von Hand mähen wollen.

    Wie viel verdienen Sie denn als Alphirte?

    Sichler (lacht): Na ja, das ist ein Rentnerjob. Finanziell lohnt sich das nicht.

    Trotzdem fahren Sie jeden Tag hoch?

    Sichler: Ich übernachte sogar auf der Alpe. Wenn ich meine 47 Jungtiere in den Stall gebracht habe, fahre ich abends mit dem Auto nicht mehr heim. In der Früh muss ich die Tiere eh wieder rauslassen. Da bleibe ich als umweltfreundlicher Mensch oben und genieße die Ruhe.

    Wird es Ihnen allein auf der Alpe nicht langweilig?

    Sichler: Überhaupt nicht. Ich finde da immer eine Arbeit. Ich muss zum Beispiel die Zäune ausbessern, meine Tiere entwurmen, Unkraut mähen

    Gibt es denn etwas, das Sie nicht mehr selbst machen?

    Sichler: Allerdings, das Schwenden. Da schneidet man die wild wachsenden, kleinen Büsche ab, weil sonst alles zuwuchern würde. Das ist eine Mordsarbeit, die kaum noch einer machen will. Ich habe dafür zum Glück jemanden gefunden, weil es mir zu viel geworden ist.

    Und wer übernimmt die Alpe, wenn Sie mal aufhören?

    Sichler: Da findet sich immer jemand, die Alpe ist nach wie vor eine sehr gefragte Saisonarbeit. Aber ein paar Jahre will ich ja noch weitermachen.

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