Das Interesse war groß, als im Februar 2010 Bürgermeister Eberhard Jehle einen Informationsabend zum Thema Nahwärme veranstaltete. Bereits im April war die Gründung einer Genossenschaft 'Marktwärme Wertach' mit 59 Mitgliedern vorgesehen. Tatsächlich anschließen wollten im Frühjahr 2011 noch 43 Interessenten. Da war auch schon abzusehen, dass die 'Marktwärme' teurer wird als ursprünglich geplant. Veronika Krull sprach mit Bürgermeister Eberhard Jehle über den Stand des Projekts.
Einige Bürger sind inzwischen abgesprungen. Warum?
Jehle: Es hat sich Folgendes ergeben: Aufgrund der zu geringen Zahl der Anschließer kommen wir nicht auf die ursprünglich geplanten Anschlusswerte. Das heißt, die Wärmekosten schießen in die Höhe. Daraufhin haben sich weitere Bürger zurückgezogen.
Sind nicht auch die Kosten für Hackschnitzel gestiegen?
Jehle: Ja, natürlich. Alles ist teurer geworden, die Biomasse, die Netzkosten. Da ist eine zu geringe Netzdichte kontraproduktiv.
Wie viele Interessenten gibt es noch?
Jehle: Es waren 43. Jetzt sind rund 15 abgesprungen. Da rechnet sich das große Netz nicht mehr. Das ist nicht die Zahl, die wir bräuchten.
Wie hat sich die Firma Berger als potenzieller Großabnehmer geäußert?
Jehle: Die Firma hat signalisiert, dass sie das Projekt unterstützen will.
Wie geht’s jetzt weiter?
Jehle: Wir haben mit der Firma 'Smart Energy' aus Kempten gesprochen, die im Ostallgäu, in Seeg, ein kleines Netz mit einer Pellet-Anlage gebaut hat. Ein kleines Netz nur im Innerortskern mit einer Netzlänge von knapp 900 Metern wäre auch bei uns möglich. Zum Einsatz käme dann das Contracting-Modell: Der Kunde zahlt keine Anschlussgebühr, sondern nur die Wärme, die er auch tatsächlich abnimmt. Die Netzkosten übernimmt der Contractor. Am kommenden Donnerstag wollen wir mit dem Marktgemeinderat das Netz in Seeg besichtigen.
Im Januar werden wir dann das Modell den infrage kommenden Anschließern vorstellen.
Welche Bereiche gehören zum inneren Ortskern?
Jehle: Das sind die Bereiche ums Rathaus, im Kramerweg, im Anger, in der Rathausstraße und in der Marktstraße. Die Gemeinde wäre mit drei kommunalen Gebäuden dabei: mit dem Rathaus, der Sennerei und dem Gasthof 'Engel'. Die Schule, die ursprünglich auch versorgt werden sollte, liegt bei dieser Lösung zu weit weg.
Könnte man das Netz dann später erweitern?
Jehle: Das ist bei diesem Netz nicht möglich. Das jetzt geplante Projekt rechnet sich nur als kompakte Lösung, bei der wir immerhin über 190 000 Liter Heizöl durch Biomasse ersetzen könnten.