Er trägt ein dunkel-gestreiftes Polo-Shirt und schwarze Turnschuhe. Nach dem Fototermin im Garten überspringt er lässig das Beet vor der Terrasse. Marek Pokorski (52), der am Wochenende als neuer Pfarrer der Pfarreingemeinschaft Sonthofen-Nord feierlich in sein Amt eingeführt wurde, ist ein sportlicher Mann.
Der gebürtige Pole war in seiner Jugend ein erfolgreicher Leichtathlet und spielte nach dem Abitur auch mit dem Gedanken, Sportreporter zu werden. Doch dann entschied er sich für den Priesterberuf. Und das kam so: Pokorski besuchte gerade eine Hotelfachschule in Allenstein, als er - im Oktober 1978 - auf einem Spaziergang laut und deutlich eine innere Stimme hörte, wie er erzählt: "Warum läufst Du davon - Warum willst Du nicht?" Als er heimkam, berichtete ihm sein Zimmerkollege: "Ein Pole ist Papst geworden." Der junge Mann, ehemaliger Ministrant und der Kirche verbunden, empfand diese Nachricht als Bestätigung. Er brach die Ausbildung zum Hotelfachmann ab und meldete sich im Priesterseminar in Wloclawek bei Thorn an der Weichsel an.
1985 wurde Marek Pokorski zum Priester geweiht, bereits drei Jahre später übernahm er seine erste Urlaubsvertretung im Bistum Augsburg. Der Jungpriester hatte Deutsch gelernt und erste Kontakte zu Deutschland geknüpft, als er für einen Freund und dessen bayerische Gäste als Dolmetscher tätig war.
Zehnmal war der neue Pfarrer von "Maria Heimsuchung" in Berghofen und "St. Christoph" in Rieden für jeweils einen Sommermonat Urlaubsvertreter im Bistum. Er verbesserte sein Deutsch und beschloss dann, sich in Bayern auf eine Pfarrstelle zu bewerben. In Polen hätte er bis zu 18 Jahren warten müssen. Zehn Jahre lang leitete Pokorski dann eine Pfarreiengemeinschaft in Neuburg an der Donau.
Jetzt freut sich Pfarrer Pokorski auf seine neuen Aufgaben in Sonthofen. Schon jetzt sagt er: "Es gefällt mir hier so sehr." Die Menschen seien freundlich und offen: "Ich würde gerne bis zum Ruhestand bleiben." Wo die Schwerpunkte seiner Arbeit liegen werden, könne er noch nicht sagen. "Es ist unglaublich, was in den ersten Tagen auf einen zukommt. Um alles kennenzulernen, braucht man Zeit."
Was Pokorski aber auf jeden Fall veranstalten will: Studien- und Pilgerreisen nach Polen. Außerdem wolle er den kulturellen Austausch zwischen den beiden Ländern fördern. Ganz oben auf seinem Plan steht aber auch Allgäuerisch lernen, wie er schmunzelnd bemerkt. Und in der freien Zeit will der sportliche Pfarrer die Gegend erkunden: zu Fuß, mit dem Rad oder auf Langlaufskiern.