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Maibaum: Gefragt sind Maschine und Manneskraft

Brauchtum

Maibaum: Gefragt sind Maschine und Manneskraft

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    Maibaum: Gefragt sind Maschine und Manneskraft
    Maibaum: Gefragt sind Maschine und Manneskraft Foto: dominik riedle

    Hoch konzentriert lenkt Anton Mayr das Pferdegespann, das den Maibaum hinter sich herzieht, auf der Straße bergab. An einer Stelle wird es eng: Hauchdünn schiebt sich das Schmuckstück an einem Verkehrsschild vorbei. Willi und Richard Strodl lotsen den über 30 Meter langen und etwa 2,5 Tonnen schweren Baum weiter, bis er auf dem Platz vor dem Weißenseer Schützenhaus zum Stillstand kommt.

    Anton Mayr schnauft einmal durch: "Das war Millimeter-Arbeit. Aber die Mannschaft ist super, deshalb lief es reibungslos." Bei schönstem Wetter und unter den Augen von rund 200 Schaulustigen transportierten die Weißenseer gestern ihren neuen Maibaum zum Schützenhaus. Besonders stolz sind sie darauf, dass er bis zum Schluss nicht geklaut wurde. "Am Samstagabend wurden gegen 23 Uhr noch einige Personen aus Pfronten gesichtet", verrät Willi Strodl. Zugeschlagen hätten die aber nicht, weshalb der Baum pünktlich an Ort und Stelle ist. Gabelstangen und Manneskraft wie früher kommen allerdings nicht zum Einsatz: "Das ist zu gefährlich geworden", sagt Bernhard Schneider, Kommandant der Feuerwehr. Beim Aufstellen könnten zum Beispiel die Stangen oder der Baum brechen. So fährt ein großer Autokran vor. Einige Männer bringen zwei Schwerlast-Schlaufen an, mit denen die Maschine das Schmuckstück zunächst auf den Boden hievt. Pfarrer Oskar Schneider segnet den neuen Fichtenstamm und sagt: "Dieser Maibaum steht für die Gemeinschaft in Weißensee." Dann wuchtet der Kran den tonnenschweren Stamm in die Höhe und versenkt ihn mit Hilfe einiger Männer in einem verankerten Sockel. Mit Hilfe eines Feuerwehrautos befestigen Willi Strodl und Bernhard Schneider den Kranz - dann steht der Baum endlich. Das Maibaum-Klettern, das in anderen Gemeinden Tradition ist, sparen sich die Weißenseer. Schneider: "Unser Schmuckbaum wird nur dreckig oder es geht etwas kaputt, wenn da einer hochsteigt." "Die ihn gestohlen haben, dürfen ihn auch fahren", war von den Zuschauern zu hören, als das Fuhrwerk mit dem prachtvollen Stamm sich dem Lechpark näherte und Trachten der "Lechgauer" aus Prem gesichtet wurden. Reinhold Reichart entgegnete jedoch, es sei "schon lange ausgemacht", dass er mit seinen Rössern die schwierige Fahrt übernimmt. Alle Augen richteten sich auf den Autokran: Der verankerte den von der Gemeinde gestifteten 30-Meter-Stamm mit Helfern in den Stahlträgern. Auch Bürgermeister Helmut Angl verfolgte das Schauspiel. Max Härtle, Vorsitzender des Lechbrucker Trachtenvereins Edelweiß, erzählte, dass Tag und Nacht gehobelt, zugespitzt und die Ausleger mit den Bildern zum Dorfleben angebracht wurden. "Wir lassen ihn Natur", erklärte er. "Da kann er austrocknen und später blättert keine Farbe ab." Zum Schluss kletterte Frank Schlitzer hinauf und löste das Kranseil an der Spitze.

    Hohenschwangau: Der Festzug bahnt sich seinen Weg durch das Schlösserdorf. Auf einem langen Wagen liegt der neue, bunt geschmückte Maibaum, eskortiert von winkenden Trachtlern des Gebirgstrachten- und Heimatvereins Schwangau. Davor der Maibock in vielen Fässern, sorgfältig geschichtet auf einem Vierspänner. Nach dem ersten Kraftakt sticht Bürgermeister Reinhold Sontheimer das erste Fass mit Maibock der Königlichen Schlossbrauerei Kaltenberg an. Routiniert meistert er die Aufgabe mit wenigen Schlägen - nahezu ohne Spritzer. Gestärkt von der Maß wuchten die Schwangauer "Muskelmänner" die 25 Meter hohe Fichte in ihrer Halterung vor dem Schlossbräustüberl in die Höhe.

    Auch Prinz Ludwig von Bayern, Prinzessin Christa und Max Emanuel von Thurn und Taxis sowie Landtagsabgeordnete Angelika Schorer (CSU) gehören zu den Schaulustigen. Um kurz vor 13 Uhr steht der Maibaum in seiner Halterung - zum ersten Mal unter dem Kommando von Markus Schneidberger, das vorher dessen Vater Johann innehatte.

    Weitere Bilder zu den Maibaum-Feiern finden Sie im Internet unter www.all-in.de

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