Begegnungen mit Schlangen zählten in den ländlichen Bereichen im Landkreis Lindau noch vor 40 Jahren zum Alltag. Bei der Heuernte oder bei der Waldarbeit, am Seeufer oder in den Obstgärten: Ringelnatter, Kreuzotter und Schlingnatter waren damals weit verbreitet. Inzwischen sind alle drei Arten sehr selten geworden, so dass die Regierung von Schwaben und die Naturschutzbehörde am Landratsamt Lindau Hilfsmaßnahmen zur Stützung der Vorkommen planen.
Zunächst soll der Bestand aller drei Arten erfasst werden. Dazu werden Freilanduntersuchungen durchgeführt, teilt das Landratsamt mit. Doch auch die Mithilfe der Bevölkerung ist gefragt: Die Untere Naturschutzbehörde in Lindau bittet um aktuelle Nachweise der drei Schlangenarten, wobei Ort und Datum der Beobachtung und – wenn verfügbar – ein Foto wichtig sind.
Die Schlangenarten leiden stark unter den Veränderungen in ihrem Lebensraum. Die Intensivierung in der Landwirtschaft, der Verlust von Kleinstrukturen und Hecken und die Isolation der verbliebenen Lebensräume nennt die Naturschutzbehörde als die wichtigsten Faktoren. Die vorhandene Vielfalt zu erhalten und neue Lebensräume zu optimieren, ist das Ziel des Schutzprojektse. Die Schlangen dienen dabei auch als 'Leitarten', von deren Schutz eine Vielzahl von weiteren Tier- und Pflanzenarten profitieren.
Dazu zählen bedrohte Tagfalter- und Libellenarten, aber auch die typischen Pflanzen der Moore, Streuwiesen und Magerrasen.
Ringelnatter Die ungiftige Natter ist an ihren halbmondförmigen, gelben Flecken am Hinterkopf zu erkennen. Sie ist laut Landratsamt derzeit die häufigste Schlangenart im Landkreis. Die Ringelnatter bewohnt Feuchtgebiete, wo sie nach Fröschen und Molchen jagt. Zur Eiablage werden gerne Komposthaufen angenommen. Deshalb erscheint die Ringelnatter oft auch in naturnahen Gärten im Siedlungsrandbereich.
Kreuzotter Sie Kreuzotter ist die einzige heimische Giftschlange. Charakteristisch ist die X-förmige Zeichnung auf dem Kopf, das dunkle Zickzackband auf dem Rücken, und die geschlitzte Pupille. Während der Paarungszeit im April und Mai haben die Männchen eine hellgraue Grundfarbe mit tiefschwarzem Rückenband, während die Weibchen unscheinbar haselnussbraun oder rotbraun gefärbt sind. Daneben gibt es bei beiden Geschlechtern eine schwarze Farbvariante, die 'Höllenotter'.
Die Kreuzotter bewohnt vor allem die Moore und die angrenzenden lichten Nadelwälder. Dort sind Mäuse, Eidechsen und Frösche ihre Hauptbeute. Kreuzottern sind zwar giftig, doch ist ihr Biss nicht tödlich.
Bewegt man sich abseits der Wege, können Pilz- und Beerensucher Kreuzotterbisse einfach durch das Tragen von festem Schuhwerk und langen Hosen vermeiden, rät das Landratsamt. Sollte es in einem der extrem seltenen Fälle dennoch zu einem Biss kommen, müsse aber - auch wegen der Infektionsgefahr - immer ein Arzt aufgesucht werden.
Schlingnatter Auch die ungiftige Natter könnte im Landkreis noch günstige Bedingungen finden. Die Schlingnatter besitzt im Unterschied zur Kreuzotter nie ein zusammenhängendes Rückenband. Ihre Kopfzeichnung ist sehr variabel, doch stellt sie nie ein X oder V dar. Mit viel Fantasie kann man dabei Herzen, Propeller oder Rauten entdecken. Die Pupille ist rund, und über das Auge verläuft ein dunkler Streif, der wie eine Maske wirkt.
Im Gegensatz zu Kreuzotter und Ringelnatter liebt es die Schlingnatter eher trocken: Heckensäume, Raine, Bahndämme und strukturreiche Randbereiche von Obstgärten sind ihr bevorzugter Lebensraum. Dort kommen auch ihre Beutetiere, Blindschleichen und Eidechsen, in genügend hoher Dichte vor.
Hinweise auf Schlangenvorkommen an die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt, Telefon (08382)270351, E.mail: ursula.sauter-heiler@landkreis-lindau.de.