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Ladenhüter an den Zapfsäulen

Benzin

Ladenhüter an den Zapfsäulen

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    Ladenhüter an den Zapfsäulen
    Ladenhüter an den Zapfsäulen Foto: Charly Höpfl

    ,,Mich wundert es, dass E 10 überhaupt noch angeboten wird.' Autofahrerin Cornelia Müller steht gerade an der Zapfsäule der BK-Tankstelle in der Kemptener Straße und füllt Sprit in den Tankstutzen ihres VW-Golfs. Sie hat dabei aber nicht nach der Zapfpistole mit dem Biosprit E 10 gegriffen, sondern nach dem gewohnten Super. Das ist an der Zapfsäule zwar teurer, nach Expertenangaben aber auch sparsamer. Cornelia Müller gehört zu den vielen Autofahrern, die auch nach Monaten immer noch misstrauisch sind gegenüber dem seit Jahresbeginn verfügbaren Öko-Kraftstoff. Im Oberallgäu bleiben trotz mancher Aufklärungskampagnen viele Pkw-Lenker nach wie vor höchst skeptisch gegenüber dem E 10. Sogar Bundespolitiker fordern inzwischen ein Ende des Experiments. Laut Experten-Aussagen vertrauen lediglich zehn Prozent der Wagenbesitzer, die mit einem ,,Benziner" unterwegs sind, dem Kraftstoff mit dem erhöhten Bioethanol-Anteil. Eine Umfrage unter hiesigen Tankstellen-Kunden und -Betreibern bestätigt den anhaltenden Negativ-Trend.

    ,,Durch den höheren Verbrauch bei E?10 rechnet sich der billigere Preis nicht", erklärt Autofahrerin Cornelia Müller, warum sie nach wie vor auf das vertraute Super (E 5) setzt. Auf Dauer sei der Biosprit sowieso nicht gut für den Motor, glaubt die Golf-Fahrerin zu wissen. Auch Tankstellenkunde Michael Hunia greift lieber zum altgewohnten Sprit: ,,Ich traue der ganzen Geschichte nicht. Ich will keinen Motorschaden riskieren." Noch nicht einmal an sein nagelneues Motorrad lässt er E 10 ran, obwohl der Hersteller der schweren Maschine keine Bedenken hat. So wie den beiden Befragten geht es den meisten. Gerade Chauffeure älterer Pkw-Modelle schlagen einen hohen Bogen um den grünen Zapfhahn. Ihnen sei es oft zu umständlich, ihr Auto zuvor auf Biosprit-Verträglichkeit prüfen zu lassen, bekunden weitere Autofahrer.

    Maximilian Fink ist Angestellter der Esso-Tankstelle in Sonthofen. Er kennt die Angst der Kunden vor Motorschäden und hohen Reparaturkosten. ,,In den Medien hieß es ständig, E 10 sei kein guter Treibstoff", benennt er die vorherrschende Negativ-Meinung. Ramona Kappeler ist Angestellte bei der BK-Tankstelle in der Kreisstadt. ,,Die Leute sind sehr unsicher", berichtet sie. In einer Broschüre, die an der Tankstelle ausliegt, können die Autofahrer zwar nachschauen, ob ihr Fahrzeug den Öko-Treibstoff widerstandslos schluckt. Trotzdem ist der Absatz von E 10 auch an ihrer Tankstelle sehr schleppend.

    An manchen Stationen wird der Bio-Antriebsstoff daher gar nicht mehr angeboten. Bernd Szinek, Pächter der BK-Tankstelle in Immenstadt, hat E10 überhaupt nicht im Angebot. ,,Wir verfügen nicht über die nötige Kapazität an Lagerraum", sagt er. Bei der geringen Nachfrage lohnt sich aus seiner Sicht die Installation eines neuen Tanks nicht. Schon als die Proteste gegen E 10 losgingen, fühlte er sich bestätigt. Bereut hat er seine Entscheidung nicht. ,,Bis der Tod von E 10 amtlich festgestellt wird, kann es aber noch bis 2012 dauern", sagt zum Beispiel der bundesweite Energieexperte Holger Krawinkel.

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