"Corona hält nach wie vor an", so Peter Leo Dobler von der IHK Kaufbeuren-Ostallgäu. Das Allgäu ist im Vergleich zu Schwaben noch härter von der Corona-Pandemie betroffen. Trotzdem ist die "Konjunktur auf Erholungskurs", teilt Dobler bei einer virtuellen Pressekonferenz der IHK Schwaben mit. Während sich die einen Unternehmen erholen, stecken die anderen in einer "brutaler Krise" - etwa das Gastgewerbe und Unternehmen, die nicht dem täglichen Bedarf angehören, erklärt Dobler.
Lage in der Gastro- und Tourismusbranche sehr schlecht
Laut einer Umfrage der IHK, bei der sich 1.000 Betriebe zurückgemeldet haben, geht es dem Reise- und Gastgewerbe im Allgäu am schlechtesten: 98 Prozent der betroffenen Betriebe geben eine negative Einschätzung ab. Vor allem im südlichen Oberallgäu, der Tourismusregion, ist das Reise- und Gastgewerbe stark vertreten.
Bauwirtschaft boomt
Gut hingegen geht es den Branchen Dienstleistungen, Transportgewerbe, Industrie, Großhandel und schließlich am besten der Bauwirtschaft. 72 Prozent der betroffenen Betriebe in der Bauwirtschaft geben eine positive Einschätzung für das Jahr 2021 ab.
Große Lieferschwierigkeiten
Trotzdem werden Lieferketten zunehmend zum Problem: Dämm-Material, Rigips, Holz und Farbe gehen aus. Auch im Einzelhandel und der Industrie machen sich Lieferschwierigkeiten bemerkbar. Die Ursache: Stau im Suezkanal und fehlendes Personal im Hafen - wie zum Beispiel Schiffsmitarbeiter aus Indien. Außerdem sind Produktionsabläufe gestört, da sich Mitarbeiter teilweise in Kurzarbeit befinden oder Stellen abgebaut wurden. Trotzdem zieht die Nachfrage wieder an, so Dobler. Doch die Lieferketten kommen einfach nicht nach. Unternehmen haben sich in den letzten Jahren auf einige wenige Anbieter fokussiert - "vielleicht sollten sie sich wieder regionalere Anbieter suchen", sagt er in der Konferenz. Neben steigender Energiepreise für Sprit, Gas und Strom gehen auch die Preise für Rohstoffe wie Kupfer und Edelmetalle "durch die Decke". Das liege an der Automobil-Industrie und E-Mobilität, erklärt Dobler.
Fachkräftemangel
Ebenfalls ein Thema in der Pressekonferenz zur Konjunkturumfrage der IHK: der Fachkräftemangel. Da die Hotellerie in Italien und Österreich bereits öffnen dürfen, wandern einige deutsche Hotelfachkräfte ab. In Hinblick auf die Digitalisierung und dem Homeoffice gebe es aber eine höhere Nachfrage nach IT-lern, heißt es weiter in der Pressekonferenz.
"Wechselbad" in Reise- und Gastrogewerbe
Die Reise- und Gastrogewerbe stand in den letzten Wochen im "Wechselbad", erklärt Robert Frank. Jetzt, kurz vor der Eröffnung, hofft die Ferienhotellerie "auf eine schnelle Erholung. Die brauchen wir aber auch unbedingt", so Frank. "Wir in der Reise- Hotel- und Gastrogewerbe fühlten uns alleingelassen und relativ unbeachtet." Jetzt, kurz vor der Öffnung, sei der Optimismus groß. "Wir haben aber relativ viel Aufholbedarf", so Frank.
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Umsatzerwartungen
"2021 wird kein hervorragendes Jahr werden" - sind sich die IHK-Experten einig. Die Hoffnung liegt auf 2022 - "da wird's dann besser", so Gerhard Schlichtherle. Was das Reise- und Gastgewerbe angeht: Wenn es eine stabile Öffnungsstrategie gibt, werden wohl auch die Umsatzerwartungen besser.
Keine Insolvenzwelle
"Eine Isolvenzwelle droht trotz branchenspezifischer Unternehmensinsolvenzen nicht", so die IHK. Hätte es keine finanzielle Hilfe und Kurzarbeit gegeben, hätte es vermutlich eine Insolvenzwelle gegeben. Über 140 Milliarden Euro Hilfe hat die Insolvenzwelle allerdings gebrochen, so Schlichtherle. Außerdem war die Insolvenantragspflicht ausgesetzt worden. Mittlerweile gilt sie aber wieder.
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