Sehr positiv nahmen die Stadträte die Ausführungen des Klinikgutachters Dr. Dietmar Stephan zur Kenntnis. Der Senior-Berater der Firma 'Pro Klinik' betonte mehrfach, wie wichtig der Verbleib im Klinikverbund mit Kaufbeuren sei.
In den Ohren vieler Stadträte wirkte dies trotz Ausstiegsgelüsten wie 'Balsam', so Dr. Thomas Hilscher (Bayernpartei). Die Kienbaum-Vertreter hätten hingegen bei ihrer Präsentation im Frühjahr 2011 'Arroganz und Kälte' ausgestrahlt. Die Stephan-Expertise wurde von allen gelobt. Die Diskussion kreiste um die Fragen, wie die Umsetzung zu erreichen sei. Als gelernter Visceral-Chirurg sei er mit dem Bauch bestens vertraut, meinte Stephan auf die Frage von Eugen Kögel (CSU) nach dem 'Bauchgefühl': Die Chancen für eine Umsetzung lägen nicht bei 100 Prozent, seien aber nicht schlecht, denn das Konzept könne langfristig Bestand haben, so Stephan. Der Erfolg hänge davon ab, dass dies nicht nur der Verwaltungsrat, sondern auch das Management wolle und unterstütze. Er ließ anklingen, dass das Zentrum für Altersmedizin als Modellprojekt denkbar sei.
'Vertrauen zerstört'
Diesen Optimismus wollten nicht alle Stadträte teilen: 'Man wird Ihr Gutachten in Zweifel ziehen', meinte Gerhard Küster (Grüne) mit Blick auf die Vergangenheit. Hilscher (BP) sah einen Knackpunkt: Man müsste 'wieder zu denen Vertrauen fassen, die das Vertrauen zerstört haben'. Zudem seien die Berater bisher 'beratungsresistent' gewesen. Doris Rößle (FW) befürchtete, dass die Patientenzuweisung durch andere Krankenhäuser nicht funktioniere: 'Mit Kaufbeuren wollen wir keine Abhängigkeit mehr.' Statt dessen könne sie sich Marktoberdorf als Außenstelle des Kemptener Klinikums vorstellen.
'Kienbaum-Konzept gescheitert'
'Lassen sie uns noch etwas trauern', meinte Wolfgang Hannig (SPD) als Mitglied des Verwaltungsrats. Denn innerhalb weniger Monate sei eine jahrhundertealte Krankenhaustradition zerschlagen worden. Das Konzept der Unternehmensberatung Kienbaum bezeichnete er als 'gescheitert', da weder die Orthopädie in Obergünzburg wie geplant zu verwirklichen sei, noch das Wundzentrum als neuer Schwerpunkt nach Buchloe verlagert werden könne. Er sagte zu, das Pro-Klinik-Konzept im Verwaltungsrat zu unterstützen. Doch befürchte er, dass dies weite Teile des Verwaltungsrats gar nicht wollen.
Stephan teilte die Einschätzung von Wolfgang Schmid (FW), dass private Tageskliniken in Kaufbeuren eine Konkurrenz zu einem ambulanten OP-Zentrum in Marktoberdorf darstellen. Stephan sieht im OP-Zentrum aber die Chance, die Operationssäle weiter zu nutzen. Damit könne man einspringen, falls in Kaufbeuren Engpässe beim Operieren entstehen. Zudem sei unklar, wie es in Obergünzburg und Buchloe weitergeht. Schmid dankte Ulrike Propach, die sich als Vorsitzende des Krankenhausfördervereins für das Gutachten eingesetzt hatte. Das Publikum im vollen Sitzungssaal quittierte dies mit Applaus.
Walter Schilhansl (CSU) sieht im Wechsel an der Verwaltungsratsspitze Chancen. Landrat Fleschhut müsse das Thema möglichst bald auf die Tagesordnung setzen.
Dies, so Bürgermeister Himmer, werde am 20. Januar der Fall sein. Er bat die Entscheider, das Konzept positiv zu bewerten. Auf Nachfrage Himmers warnte Stephan davor, wie im Bürgerbegehren gefordert, aus dem Kommunalunternehmen auszuscheren. Denn nur im Verbund komme man zu einer Lösung. Wenn man austrete, fehle kurzfristig das Management.