400 Postkarten hat Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse (CSU) von Menschen bekommen, die sich über die Schließung der Marktoberdorfer Klinik aufregen. Zum Teil musste er sich dabei übel beschimpfen und sogar bedrohen lassen. Als Ursache dafür macht Bosse auch das 'gezielte Streuen von Un- und Halbwahrheiten' in der Debatte aus.
Diese will der Verwaltungsratsvorsitzende der Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren nicht mehr hinnehmen. Stattdessen geht er ab sofort juristisch dagegen vor. So will er erreichen, dass Dr. Norbert Metschl, früherer SPD-Stadtrat in Marktoberdorf, ihn nicht mehr fälschlicherweise der Lüge bezichtigen darf. Außerdem kritisiert Bosse scharf den Marktoberdorfer Verwaltungsrat Wolfgang Hannig. Immer wieder wurde nach Verwaltungsratssitzungen bemängelt, dass die Abstimmungen über die Zukunft der fünf Kliniken geheim erfolgten. Bosse hatte erklärt, dass die Anträge dazu die Kaufbeurer Verwaltungsräte Sigrid Chmiel und Hans Reich gestellt hätten. Metschl behauptete daraufhin, das sei gelogen: Reich habe keinen Antrag gestellt. Das sei nachweislich falsch, so Bosse. Deshalb gehe er gegen Metschl nun juristisch vor. Hans Reich bestätigte gestern gegenüber der AZ, dass er den Antrag gestellt hat. Metschl sieht den rechtlichen Schritten 'gelassen' entgegen. Sie zeigten nur 'die Methoden' Bosses. Metschl kündigte an, ein ostallgäuweites Bürgerbegehren weiterzuverfolgen, das den Ausstieg des Landkreises aus dem Klinikverbund zum Ziel habe.
Den Unmut Bosses zog sich zudem der Marktoberdorfer Verwaltungsrat Wolfgang Hannig zu. Bei der SPD hatte er zum Nachnutzungskonzept des Marktoberdorfer Krankenhauses gesagt: 'Wir hatten einen liebevoll gepflegten Mittelklassewagen und haben dafür ein Dreirad hingestellt bekommen!' Damit, so Bosse, erwecke Hannig den Eindruck, es habe schon wieder Kürzungen für Marktoberdorf gegeben. Stattdessen entspreche das Konzept mit ambulentem OP-Zentrum und Geriatrie den Forderungen des Landkreises. Hannig schüre 'weiter den Hass auf mich, indem er mir die nicht offenen und mehrmaligen Abstimmungen anlastet.' Hannig beteuert, er wolle in keinster Weise Hass schüren. Allerdings habe auch er das Recht, den Abstimmungsmodus prüfen zu lassen.
Zudem weist es Hannig von sich, dass Repräsentanten des Ostallgäus wie von Bosse behauptet eine 'systematische Desinformation der Bevölkerung im mittleren Landkreis' betrieben.