Noch ist er nicht einmal offiziell eröffnet worden, doch er erfreut sich bereits großer Beliebtheit, wird in einschlägigen Internet-Foren als Geheimtipp gehandelt: der neue Klettersteig auf die Kellespitze. Köllenspitze nennen die Tiroler den Berg, mit 2238 Metern die höchste Erhebung der Tannheimer Gruppe. Unter Regie des Nesselwängler Bergführers Martin Schöll ist die sehr schwierige Route durch die Südwand des Berges entstanden. Finanziert hat ihn die Gemeinde Nesselwängle.
Gleich zu Beginn des rund 1100 Meter langen Steigs sind sehr ausgesetzte, teils überhängende Passagen zu bewältigen - schon so mancher Anfänger ist hier gleich wieder umgekehrt. Eine solide alpinistische Erfahrung erfordert schließlich auch der Abstieg vom Gipfel über den Normalweg.
Der neue Steig auf die Kellespitze ist der fünfte, der in den vergangenen Jahren in der Region gebaut wurde. Alle neu errichteten Steige sind schwieriger als die traditionellen versicherten Eisenwege.
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>, beschreibt Stefan Winter einen der Gründe für den alpenweiten Klettersteig-Boom. Winter ist beim Deutschen Alpenverein (DAV) für das Referat Breitenbergsport zuständig.
Angezogen von den immer neuen Klettersteigen fühlten sich Wanderer, >, so der Experte. Andererseits sei das Sichern an einem Klettersteig einfacher als richtiges Felsklettern und die Route sei durch die Drahtseile klar vorgegeben.
Naturschutz berücksichtigen
Nach einer Befragung des Deutschen Alpenvereins begehen rund 45 Prozent der Mitglieder mehr oder weniger regelmäßig Klettersteige. Dieser Anteil sei seit Jahren relativ konstant. Zugenommen habe dagegen die Zahl der Nicht-Mitglieder, die sich von den gesicherten Eisenwegen angezogen fühlen, so Winter. Der Alpenverein sehe das Begehen der Eisenwege als eine Spielform des Bergsteigens.
Beim Neubau von Klettersteigen sollten > miteinbezogen werden, so der weltweit größte Bergsportverband - vor allem müssten auch Aspekte des Naturschutzes berücksichtigt werden.
Wichtig ist laut DAV, dass neue Routen dem aktuellen Sicherheitsstandard entsprechen. Deshalb hat der Verein einen entsprechenden Kriterienkatalog herausgegeben.
Zurück zum Wandfuß unterhalb der Nesselwängler Scharte - dort wo am Südsporn der Kellespitze der neue Klettersteig beginnt. Vier junge Bergsteiger waren vor etwa 20 Minuten eingestiegen. Doch schon nach kurzer Zeit haben sie bemerkt, dass sie im steilen und überhängenden Fels hoffnungslos überfordert sind. Jetzt treten sie den Rückzug an, steigen ab.
>, weiß Winter. >, appelliert er an Klettersteiggeher, >.
An der Kellespitze erweist sich manchmal auch der Abstieg als Problem: Auf dem Normalweg mit leichten Klettereinlagen liegt viel Geröll und bei vielen Begehern kommt es häufiger zu Steinschlag.