Memminger Kinder wünschen sich für einen Mitschüler 'einen Rollstuhl, der die Schulhaus-Treppen hinaufkommt', beklagen die 'langweilige Rutsche' im Freibad und beschweren sich über Müll und Zigarettenkippen auf Spielplätzen. Zum zweiten Mal hat jetzt das Kinderparlament im Rathaus getagt. Der Einladung des Kinderschutzbunds waren 'Parlamentarier' aus dem Zollergarten-Hort und der Edith-Stein-Grundschule gefolgt. In ihrer eineinhalbstündigen Sitzung, die von der Stadt mit Gummibärchen versüßt wurde, beschwerten sich die kleinen Amateurpolitiker vor Stadtspitze und Verwaltung über Hundekot und Glasscherben in Sandkästen und monierten, dass ihr behinderter Mitschüler 'nicht beim Handarbeitsunterricht mitmachen kann'.
'Weil der Unterricht im ersten Stock ist', sagte Klassenkameradin Katharina durchs Mikrofon und verwies auf den fehlenden Aufzug in der Edith-Stein-Schule. Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger versicherte, die Sache zu prüfen. Der Leiter der Stadtgärtnerei, Rudolf Schnug, sagte zur Müll-Problematik, dass die öffentlichen Spielplätze zweimal pro Woche gesäubert würden.
Raucher auf Spielplatz
Die jungen Nachwuchspolitiker aus dem Zollergarten-Hort zeigten ihren Ärger, dass ihr Spielplatz von fremden Kindern mitbenutzt werde und deswegen Schaukel und Kletterturm oft belegt seien. Holzinger: 'Man kann die Öffentlichkeit nicht ausschließen.' Die Hort-Kinder setzten nach und berichteten, dass die Eltern der fremden Kinder dort rauchen würden. Dazu Schnug: 'Rauchen ist auf Spielplätzen verboten.'
In Sachen Freibad stimmten die Kinder für eine 'längere Rutsche bei gleichbleibendem Eintritt'. Allerdings informierte der OB, dass der Bau des neuen, 23 Millionen Euro teuren Bades 'aufgrund der Finanzsituation verschoben wurde'. Man wolle aber prüfen, so Bürgermeisterin Margareta Böckh, wie man das jetzige Bad 'attraktiver gestalten' könne.
Auch Dank brachten die Kinder in der 'Parlamentssitzung' an: für eine Behindertentoilette in Edith-Stein und die ausgebesserte Fassade.