Karl Kracker, allen Ronsbergern und in Fußballerkreisen weit darüber hinaus bekannt, war anlässlich seines 90. Geburtstages zu einer Gruppenstunde der Ronsberger Ministranten mit Pfarrer Erwin Reichart gekommen, um von seiner Zeit als Messdiener vor rund 80 Jahren zu erzählen.
Er stieg damals sogar zum Oberministranten bei Pfarrer Anton Mangold auf, berichtete er stolz. Pfarrer Mangold, der im September 1939 starb, besaß schon ein eigenes Auto, mit dem er mit allen Ministranten einmal im Jahr einen Ausflug unternahm. Damals war das schon noch etwas Besonderes, wenn man bedenkt, dass in dieser Zeit die Straße von Ronsberg nach Obergünzburg noch nicht einmal eine Teerdecke hatte, bekräftigte Kracker.
2,95 Reichsmark höchste 'Gage'
Er wusste noch viel Amüsantes und auch Nachdenkliches aus den vergangenen Tagen seiner Kindheit zu erzählen, die doch so ganz anders war, als die der heutigen Ministranten (und Ministrantinnen, die es zu jener Zeit noch nicht gab). So erhielt er als höchste 'Gage' für seinen Dienst bei der Hochzeit der Tochter des damaligen Bürgermeisters 2,95 Reichsmark, was zu dieser Zeit sehr viel Geld war.
Es gab da noch kein festes Monatssalär, sondern es mussten die dafür vorgesehenen Spenden jeweils auf die beteiligten Messdiener aufgeteilt werden.
Die jungen Leute waren ganz hingerissen von den interessanten und fesselnden Geschichten, die ihnen der ehemalige Oberministrant in seiner bekannt humorvollen Art darbrachte. Sie spielten in einer Zeit, die für die Buben und Mädchen in einer fernen Vergangenheit liegt und die sie sich, wie sie zugaben, gar nicht richtig vorstellen können.
Doch Karl Kracker brachte ihnen diese Jahre ohne Fernsehen und Mobiltelefon etwas näher, in der eine Autofahrt noch einen der Höhepunkte im Jahresablauf darstellen konnte. Als Ministrant am Altar dienen zu dürfen galt aber auch damals schon als eine besondere Auszeichnung.