'Wir unterscheiden nicht zwischen Bayern und Württemberg. Für uns sind die Menschen im oberen Landkreis Lindau keine Bayern sondern Allgäuer'. Josef Köberle, seit 16 Jahren Bürgermeister von Argenbühl, stellt im Gespräch mit der Heimatzeitung die starken Verflechtungen zwischen seiner 6000-Einwohner-Gemeinde und den angrenzenden Orten im Argental heraus.
'Von Tradition und Herkunft sind wir gleich', stellt der aus Ravensburg-Untereschach stammende Bauernsohn fest. Mit der Werkrealschule (demnächst mit Realschulabschluss) hat man in Eglofs eine attraktive Bildungseinrichtung, die vor allem von Gestratzern genutzt wird. Seine freundschaftlichen Kontakte zu den Nachbargemeinden im Landkreis Lindau möchte der 56-Jährige gern auch die nächsten acht Jahre pflegen – am kommenden Sonntag steht er als einziger Kandidat zur Wahl. Ob der studierte Diplomverwaltungswirt Köberle noch einmal 97 Prozent erreicht wie vor acht Jahren, ist ihm nicht so wichtig wie die Wahlbeteiligung. Er hofft, dass erneut gut die Hälfte der Bürger beim Sonntagsspaziergang in den Wahllokalen vorbeischaut. Das würde ihn freuen.
Als CDU-Schultes sei er gut gefahren, sagt er, bei Entscheidungen nicht die Partei im Sinn zu haben, sondern sich immer zu fragen: 'Was ist gut für meine Gemeinde?' In Sachen Bildung geht er konform mit der neuen grün-roten Regierung.
'Unsere Gemeinde ist stark, weil wir starke Dörfer haben, die sich ergänzen', lautet das Rezept von Köberle, wie er die einst selbständigen sechs Gemeinden unter einen Hut zu bringen versucht. So gibt es eine gemeinsame Feuerwehr Argenbühl, die sich in vier selbständige Abteilungen in Eisenharz, Eglofs, Göttlishofen und Ratzenried gliedert. Sechs Pfarrkirchtürme in Christazhofen, Eisenharz, Ratzenried, Eglofs, Siggen und Enkenhofen zeugen unter anderem von Eigenleben.
'Ein Bürgermeister braucht Standvermögen, muss jedem seiner Bürger in die Augen schauen können, und langfristig wissen, was für die Gemeinde gut ist', fasst Köberle, Vater von vier Kindern, die drei Punkte zusammen, die ein guter Rathauschef aus seiner Sicht haben sollte. Er glaubt, er vereint sie, entsprechend seinem Lebensmotto, aufrecht durchs Leben zu gehen.
Mit einem soliden Haushalt (vier Millionen Euro Rücklagen, 900 000 Euro Schulden, eigenfinanzierte Wasserversorgung) ist Argenbühl für weitere Vorhaben in den nächsten drei, vier Jahren gewappnet: Neugestaltung der Dorfmitte von Eisenharz, neue Gemeinschaftsschule in Eglofs, Wasserschutzgebiet Eyb, Neufassung des Landschafts- und Flächennutzungsplans (Ziel:
Kleinzentrum) , Erwerb von wichtigen Grundstücken als Entwicklungsfläche, Erschließung von 50 Wohnbauplätzen in Eisenharz und Christazhofen, 30 Bauplätze in Ratzenried, Fortsetzung des Radwegebaus, Kunstrasenspielfeld in Eglofs und neue Sport- und Mehrzweckhalle in Eisenharz. Darüber hinaus will Köberle bei der Energiewende mitwirken. Er stellt klar, dass er keineswegs gegen Windkraft sei, jedoch 'zurückhaltend', denn man müsse abwägen und Rücksicht nehmen auf die Landschaft. 'Man muss gewisse Werte verteidigen', stellt er fest.
Da es keine Ortsvorsteher gibt, ist Köberle in den vier Hauptorten meist selbst präsent. Deshalb bleibt für Hobbys keine Zeit. Wenn, dann arbeitet er im Garten oder genießt die Spaziergänge und kleinen Bergwanderungen mit seiner Frau Annegret, mit der er mehr als 30 Jahre verheiratet ist.